Heft 
(1917) 26
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Ernst Friedei J\

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sich mit ihm Verhandlungen an, um ihn für den Uebertritt zur Kommunalverwaltung Berlins zu gewinnen, was denn auch dazu führte, daß er am 1. Januar 1873 als besoldeter Stadtrat in die Dienste der Stadt eintrat. In diesem Amte kamen die vielseitigen Kenntnisse und Erfahrungen, die er gesammelt, zur vollen Entfaltung, zum Vorteil und Segen seiner geliebten Vaterstadt. Auf seine große Befähigung im Ver­waltungsfache läßt allein schon die Zahl der Dezernate schließen, die er nach und nach zu bearbeiten hatte: die Straßenbaupolizei, Parkdeputation, Armendirektion, Archiv-, Bibliothek- und Museumsangelegenheiten, wie er auch Vorsitzender des Kuratoriums für das Bestattungswesen ward. In allen diesen Zweigen hat er Rühmenswertes erreicht, hat er durch Verbesserungen und Neuschaffungen Gutes und Bleibendes geleistet. Davon legen, um nur die bekanntesten zu nennen, vollgültiges Zeugnis ab der Viktoriapark, der Schillerpark, die Volksbibliotheken, vor allem das Märkische Museum, mit dem sein Name für alle Zeiten verknüpft ist, und auf das Herr Prof. Pniower nachher näher eingehen wird, der Zentralfriedhof in Friedrichsfelde, den er selbst sich zur letzten Ruhestätte bestimmt hatte.

Lange Jahre hindurch hat Ernst Friedei seine städtischen Aemter mit treuer Hingebung geführt, bis er sich 1909 in den wohlverdienten Ruhestand zurückzog. Und so konnte denn auch berechtigter Weise der Magistrat von Berlin nach seinem Hin­scheiden in dem Beileidsschreiben an Frau Geheimrat Friedei die wertvollen und treuen Dienste des Verstorbenen für die Stadt hervorheben und sie rückhaltlos aner­kennen.

Etwa seit 1860 begann Friedei stärker literarisch sich zu betätigen, und diese Beschäftigung hat er 58 Jahre hindurch bis zu seinem Ende ausgiebig und mit außer­ordentlichem Erfolge fortgeführt. Ihm war dies nicht schwere Arbeit, sondern er fand darin seine Erholung vom Dienst. ln Tageszeitungen, wissenschaftlichen Zeitschriften und in selbständigen Veröffentlichungen hat er sein reiches Wissen und Können, hat er seine mit offenem Blick in der Heimat und auf Reisen in Nähe und Ferne gesammelten Eindrücke und Erfahrungen in formvollendeter Weise niedergelegt. Fast ausschließlich behandelt diese literarische Tätigkeit unsere Mark Brandenburg, ein beredtes Zeugnis für die große Liebe zur Heimat, die ihn von jeher und immer beseelt hat und die in ihm verkörpert sich fand. Zahllos sind seine Veröffentlichungen auf allen Gebieten auf dem der Rechtswissenschaft, der Kolonial-, Handels- und Wirtschaftspolitik, Landes­kunde, Volkskunde, Vorgeschichte, Naturwissenschaft, Kunstgeschichte, Familiengeschichte u. a. m.

Und wie auf diesem literarischen Wege, so wirkte er auch durch das Wort, wo immer ihm Gelegenheit dazu gegeben war, aufklärend und belehrend auf den genannten Gebieten. Sein Name als der eines bedeutenden Forschers, als der eines Bahn­brechers, besonders in Bezug auf die Erforschung der Mark Brandenburg, wurde weit über die Grenzen der engeren Heimat hinaus bekannt und berühmt.

Friedei entfaltete auch eine rege Tätigkeit in den wissenschaftlichen Vereinen seiner Richtung. Er war erster Vorsitzender des Vereins für die Geschichte Berlins, bis er zur Verwirklichung seiner über den Rahmen dieses Vereins hinausgehenden Auf­fassung von den Methoden und dem Umfange des Forschungsgebietes dazu schritt, eine Gesellschaft'auf breiterer Grundlage zu schaffen, unsereBrandenburgia.

Wenn ich an die erste Zusammenkunft zur Besprechung über die Begründung der Brandenburgia 1 * zurückdenke, die wir am 17. Januar 1892 bei Alfieri in der Breiten­straße abhielten, was liegt Alles dazwischen! Heut sind von uns nur noch fünf Herren am Leben, nachdem wir unsern Begründer verloren haben, unseren Friedei! Sein war die Sorge, war das Streben für dieBrandenburgia, sein die vi elleicht von manchem nicht hoch genug eingeschätzte selbstlose, rastlose, zähe, stille Arbeit für das