Heft 
(1917) 26
Seite
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Ernst Friedei

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Ludwig Hoffmanns die Gedanken und Ziele verkörpert zu sehen, die Ernst Friedei vermochten, sein ganzes Können für die Begründung des Museums einzusetzen.

Mit ihm ist eine als Mann der Wissenschaft wie als Mensch her­vorragende Persönlichkeit von eigenartigem Reiz und tiefgründigem Wissen dahingegangen, deren Zauber sich niemand entziehen konnte, der den Vorzug genoß, zu Friedei in nähere Beziehungen zu treten.

Sein Wirken in derBrandenburgs war in hohem Grade anregend. Seine besondere Gabe war es, die Anteilnahme an unserer Mark auf den Wanderfahrten zu wecken und auszugestalten. Frei vom Dünkel gelehrter Bücherweisheit verstand er es, Leute aller Berufe und Stände zur Mitarbeit heranzuziehen und sie über brandenburgische Wälder und Fluren mit sich zu führen. Selbst bei ungünstigstem Wetter hätte er es nicht über sich vermocht, daheim zu bleiben, wo es galt, seine Gefolgschaft zu geleiten. Dann übernahm er stolz die Führung und teilte aus dem Born seines universellen Wissens und seiner reichen Erfahrung opferfreudig mit, bis zuletzt die Natur dem Unermüdlichen Einhalt gebot.

Wie bedeutend seine Arbeitskraft gewesen, davon zeugen viele hunderte von Aufsätzen, die er für gelehrte Zeitschriften, Tages­zeitungen und das Monatsblatt derBrandenburgs beigesteuert hat ein wahrhaft enzyklopädisches Wissen, das sich in seiner Person verkörperte.

Ein Altwerden gab es bei ihm nicht, wenigstens hatte man bei ihm nicht den Eindruck, da das Persönliche an ihm zu vorherrschend war, um durch körperliche Merkmale wesentlich beeinflußt zu werden.

Mit wehmütigem Stolze scharten wir uns in den letzten Jahren um den geliebten Führer, der bei keiner Veranstaltung fehlte, ein leuchtendes Beispiel zielbewußter Leitung. Als im vergangenen Sommer die Last der Geschäfte die Kräfte Friedeis zu übersteigen drohte, da legte er die Bürde des Amtes vertrauensvoll in Herrn Dr. Bahrfeldts Hände und übernahm die Stellung eines Ehrenvorsitzenden, die es ihm ermöglichte, sich auch ferner unserer Gesellschaft zu widmen.

Der letzte Besuch, den Friedei derBrandenburgs abstattete, war in der Versammlung am 14. Dezember 1917. Mit einer geistigen Frische und Rüstigkeit, die uns das Beste erhoffen ließ, verfolgte er das Dargebotene und war mit seinem allgegenwärtigen Wissen wie stets zur Hand.

Wie viele aus seinem reichen Wissen schöpfen und seiner Unter­stützung sich erfreuen durften, möchte schwer nachzuweisen sein, denn er war auf dem Gebiet der Heimatkunde anerkannte Autorität. Dar-