Ein Rückblick von Alt- zu Neu-Berlin.
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auf nach dem Halleschen Tor, nicht hinunter! Die drei größten Plätze hießen das Rondel, das Achteck, das Viereck (Quarre) und erhielten nach den Befreiungskriegen die Namen Belle-Alliance-Platz, Leipziger Platz, Pariser Platz. Ueberhaupt folgt die Benennung der Straßen ja meist und gern den geschichtlichen Ereignissen. Wir haben nach dem Kriege von 1864 eine Düppel- und Alsenstraße, nach 1866 eine Königgrätzer Straße, nach 1870—71 eine Elsässer- und Lothringer Straße, seit dem Weltkriege 1914—15 eine Budapester Straße.
Die Spree trat beim Oberbaum, der damals als wirklich verkehrssperrender Oberbaum an der Waisenbrücke lag, in Berlin ein und verließ Berlin am Unterbaum, an dem jetzigen Reichstagsgebäude. Rückert, der mit Berlin unzufrieden war, erklärte, die Spree trete als Schwan in Berlin ein und gehe als Schwein hinaus. Der mißvergnügte Poet irrt aber, denn jeder Wassertechniker weiß, daß fließendes Wasser sich selbst reinigt und daß recht bekannte Badeanstalten nicht nur seit Jahrzehnten an der Oberspree liegen (Sachses Wellenbad am Schlesischen Busch und die Pfuel’sche Schwimmanstalt seit 1817). sondern auch seit 1811 am Unterbaum an der heutigen Moltkebrücke die durch Fr. L. Palm und Friedrich Friesen begründete Badeanstalt der Halloren Tichy und Lutz, und daß andere in Moabit beim Austritt aus Berlin sich befinden und durchaus benutzbar sind.
Von der Befestigung, die der Große Kurfürst in der Zeit von 1658 bis 1675 angelegt hatte, sind noch heute vielfache Spuren vorhanden. Warum sind, so wird gefragt in dem „Führer auf der Wanderung durch Alt-Berlin-Kölln von Dr. Hans Brendicke“ (Berlin 1918, 4. Auflage, E. S. Mittler £ Sohn), die alten Plätze (Spittelmarkt, Hausvogteiplatz, Hackescher Markt) so zackig und vieleckig und nicht so schön quadratisch wie der Dönhoffplatz, der Pariser Platz und wie die neuen Plätze aller Art: Arkonaplatz, Zeppelinplatz, Andreasplatz, Petersburger Platz? Die noch heute sehr vieleckig gestalteten Plätze (auch der Köllnische Park) bezeichnen die Lage der Bastionen, die, 13 an der Zahl, die Befestigung der Stadt ausmachten; die Bürger ließen nach dem Abbruch der Bastionen und Wälle ihre Häuser da stehen, wo sie seit Urväterzeiten standen. Die 13. Bastion lag auf der sumpfigen „Museums-Insel“, die noch heute den Architekten viel Not und Pein bereitet.
Die Befestigungen wurden nach außen hin gesichert und vollendet durch den Festungs- oder Grünen Graben, sogenannt nach der friedlich auf ihm lagernden „Entengrütze“. Er begann oberhalb der Waisenbrücke nahe dem Inselspeicher, führte über Sparwalds Hof unter den noch heute vorhandenen Kolonnaden der Leipziger- und denen der Mohrenstraße weiter, floß dann hinter dem Palais der Fürstin Liegnitz