Heft 
(1917) 26
Seite
71
Einzelbild herunterladen

14. (11. aufierordentl.) Versammlung; des XXVI. Vereinsjahres.

71

Darauf erfreute uns Herr Prof. Dr. Kania durch einen Vortrag über Bauten Friedrichs des Großen in Berlin und Potsdam aus den ersten Regierungsjahren. Wie kein Anderer ist der Vortragende durch seine Sonderforschungen berufen, über sein Lieblingsthema zu sprechen, dem er, obwohl es derBrandenburgia nicht neu, wieder neue Ge­sichtspunkte abzugewinnen wußte. Seine anregenden Darlegungen über das Zusammenwirken Friedrichs mit Knobelsdorff und Boumann boten manche neue Züge, und ein wertvolles Lichtbildermaterial machte jene eigenartige Architekturepisode den Zuhörern lebendig.

14. (U. ausserordentl.) Versammlung.

Sonntag, den 2. Dezember 1917.

Besichtigung der Friedrichswerderschen Kirche.

Herr Prediger D. Dr. Violet hatte die Führung in dem durch Schinkels Genius geweihten Gotteshause übernommen. In seinen Er­läuterungen verstand er es, seinen Zuhörern gerade das sie besonders Angehende, die Beziehungen der Kirche zur Heimatkunde, nahezulegen. So berührte er neben der Angabe geschichtlicher Daten über die Entstehung der Gemeinde und über die Geschichte des Gotteshauses den noch nicht nach Gebühr gewürdigten Zusammenhang zwischen der noch aus der Begründungszeit stammenden, stellenweise auffallenden örtlichen Begrenzung der Gemeinde und Berlins geschichtlicher Ent­wicklung. Diese Umgrenzung fußte zum Teil auf heut nicht mehr vorhandenen Grundlagen, wie z. B. demGrünen Graben und dem Festungsgraben, und gestattet darum Rückschlüsse auf das topo­graphische Bild, das Berlin damals bot. Nach diesen Grenzen sind wir imstande, jenes Bild uns lebendig zu machen. Ueberhaupt bietet die Kirchengeschichte Berlins mancherlei Belangreiches für die Ent­wicklung der Stadt. Noch heute haben wir einen Probst von. Berlin und einen für Kölln; noch heute tragen die Prediger in den Kirchen des eigentlichen Berlins die Alba (den weißen Umhang).

Ihren Ursprung nahm die Kirche des Werders in dem alten kur­fürstlichen Reitstall, dessen Längenausdehnung sich noch heut in dem langgestreckten Schiff bemerkbar macht. Im Jahre 1701 überwies König Friedrich I. der jungen Gemeinde dieses Gebäude, das sowohl den Zwecken der lutherischen und deutsch-reformierten wie der französischen Gemeinde diente, bis es im Jahre 1828/31 eine würdige Gestaltung durch Schinkel erhielt.