Kleine Mitteilungen.
ET FRE
® Berr nauer' Chris imette. In der altehrwürdigen Bernauer Kirche zu ; St. Marien nir in der Christmette am Weihnachts-Heiligenabend ein Knabe aus der 1. Stadtschulklasse vor dem kleinen Altar Aufstellung und verliest
die Weihnachts- Epistel und das Evangelium vor versammelter Gemeinde. Darauf singt diese das alte Christmettenlied aus dem 14. Jahrhundert: Quem pastores laudavere! Quibus angeli dixere! Absit vobis jam timere Natus est Rex gloriae
Das alte Christmettenlied wurde hierorts längere Zeit choralmässig ge
sungen. Seit 1885 kehrte man zur ursprünglichen, rhythmischen Melodie wieder zurück. Um 1720 wurde die Christmette(Weihnachtsfrühpredigt)
auf den Weihnachtsheiligabend verlegt und so ist es bis heute geblieben. Ueber diese Verlegung ist in den Akten zu lesen:„Denn da, wie bekannt, in der Christ-Nacht von dem gemeinen Volcke sehr viel abergläubisches sündliches Wesen betrieben worden und viele dazu die gantze Nacht bis zu der ChristMesse oder Frühpredigt wach geblieben, so ist deshalb und auch derer Unordnungen und Henne k Olten wegen, so des Nachts bey den Christpredigten hervorgingen, die Verlegung dieser Predigt vorgenommen.“ Hierzu sei bemerkt, dass‘ in noch fr ühorer Zeit die Christmette in Bernau schon des Nachts um 3 Uhr ihren Anfang genommen. ‚Jetzt beginnt sie um 5 Uhr heiligabend bei einstündiger Dauer
am Weihnachts
Bis zum Jahre 1818 war in Bernau die Sitte verbreitet, dass ein Teil der Schüler der 1. Klasse der Bürgerschule am Weihnachtsheiligabend mit einer ausgeputzten, mit Lichtern versehenen Krone von Haus’ zu Haus ging und nach Absingen des„Quem pastores laudavere“ Gaben erhielt. Die Krone wurde och lange, nachdem diese Sitte schon eingegangen war, auf einem Chor der Marienkirche aufbewahrt. Ferner bestand das sogenannte Quempas Schreiben und Malen. Sobald nämlich die Weihnachtszeit herannahte, wurde von Schülern der oberen Klasse das alte Christmettenlied mit ausgetuschter Frakturschrift(ein besonderes Heft) angefertigt. Diese Sitte
hörte 1882 auf.
Der Chronist Prediger Seiler erzählt auch auf Seite 383 seiner Chronik von 1736 über. eine Christmettenspukgeschichte und fügt am Schluss der Erzählung hinzu:„Ich lasse andern von dieser Geschichte das Urtheil, Becker und Thomasius würden wohl sehr höhnisch ausgesehen haben, wenn sie ihnen bey ihren Lebenszeiten wäre erzählet worden. Ich aber sage nur itzo als ein Historicus: Relata refero. Im übrigen ist es Thorheit alles zu glauben, und noch eine grössere Thorheit alles zu verwerfen.“—
Die Stelle des Spukwinkels in St. Marien ist die noch heute hinter der Sakristei nach dem Schülerchor führende Treppe und liegt dicht an dem Bilde des Chronisten Seiler. Gebildet wird er von einem vorspringenden Pfeiler. Wirth v. Weydenberg(Bernau).