Heft 
(1907) 15
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19. (8. ordentliche Versammlung) des XIV. Vereinsjahres.

Am Michenbach, 200 Schritt von der Mündung, 50 m vom Fluß entfernt, wurden beim Roden einer Kiefer gefunden:

a) ein Henkel krug ca. 30 cm hoch (nach Schätzung) aus der Zeit um 1400.

Vorn ist ein Randstück, welches teilweise noch vorhanden ist, herausgebrochen. (Siehe punktierte Linie an der Zeichnung.)

Der Rand ist an 3 Stellen nach innen eingebuchtet, die vierte Ein­buchtung ist vorn ansgebrochen.

Das Gefäß ist aus gutgeschlemmtem blaugrauen Ton gebrannt, nicht glasiert, außen in der Mitte scharf gerillt. Die Riller laufen parallel und wagerecht. Die Bruchstellen scheinen ziem­lich frisch zu sein; wahrscheinlich ist das Gefäß erst durch die Arbeiter, die es fanden, beschädigt worden, nicht aber durch die Wurzel, welche in das Gefäß ein­gedrungen ist, die aber nach meiner Auffassung viel zu schwach ist, ein so gut und festgebranntes Gefäß zu zerstören. Ein Teil der Wurzel klebt noch an der Innen­fläche, in der Nähe der Bruchstelle. Da der Boden, in welchem der Krug gefunden wurde, aus leichtem Sande und nicht aus Ton besteht, so ist anzunehmen, daß die feste Masse, welche das Wurzel­stück mit dem Gefäß verbindet, aus der Wurzel ausgeschiedene Harzteile enthält, welche sich mit Sand vermischt haben.

b) früher verschiedene Brouzereste, besonders mehrere Schildchen, die gut patiniert waren und arabeskenförmige Radierungen aufweisen, ferner Bronzestreifen mit Nieten, welche vielleicht die Bronze­teile als Zierbleche auf Leder festhielten. Herr Becker hat die Sachen zwar gesammelt, glaubt aber, sie seien beim Umzuge verloren gegangen, sonst würde er sie gern dem Märk. Museum schenken. Vielleicht finden sich die Sachen einmal wieder.

c) Eisensachen, verrostete Nägel etc., von denen Herr Becker einen ausschmieden ließ. Er konnte nichts daran finden.

d) Gefäßreste:

a) von heller, gelblicher Farbe,

b) von schwärzlicher Farbe.

Nach der Beschreibung handelt es sich hier um Reste von Gefäßen aus Urnenmasse mit unausgeschlemmten Kieselresten, also wohl um vor­mittelalterliche Fundstücke wie bei No. II.

e) einen Ofen in einer jetzt zugeschütteten Grube dicht am Michenbache. Er enthielt viel Asche.

Nicht weit von der Mündung des Michenbaches soll im Werbellin­see selbst der von R. Virchow untersuchte Pfahlbau liegen. Der an­wesende Herr Becker legte den eingangs gedachten Henkelkrug vor. Er ist unglasiert, grauschwarz, hart gebrannt und mit Riefen verziert.