19. (8. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereins]ahres.
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Durch besondere Einladungen an eine größere Anzahl von Personen, deren Interesse für die Pflege wertvoller Kunst- und Naturdenkmäler unserer märkischen Heimat ihm bekannt war, hatte Regierungspräsident v. Dewitz für Freitag nachmittag 4 Uhr in den Festsaal des Regierungsgebäudes in Frankfurt a. 0. eine Versammlung von zirka 100 Herren aus dem ganzen Regierungsbezirk zu einer Besprechung darüber einberufen, „wie am besten durch zwaugloses aber möglichst ausgiebiges Zusammenwirken die Aufgaben des Bundes Heimatschutz in Kur- und Neumark und Niederlausitz zu fördern seien.“
Regierungspräsident von Dewitz hieß die den Saal fast füllende erfreulich große Besucherzahl mit herzlichen Worten willkommen und wies auf die als Anschauungsmaterial ausgestellten Photographien und Abbildungen von Baudenkmälern aus der Neumark, besonders aus Königsberg, von hübschen Schüler-Entwürfen aus der Frankfurter Baugewerkschule, von Bauernhäusern der Ansiedlungskommission und der Generalkommission und von malerischen Bauanlagen namentlich aus der Schweiz hin, die mit der umgebenden Landscchaft harmonieren. Prof. Schultze- Naumburg entwickelte darauf, nach einem besonderen Dank an Regierungspräsident v. Dewitz für die bedeutsame Förderung, die er dem Heimatschutz angedeihen ließe, die Aufgaben des Bundes. In dem Streben nach einer gernüt- nnd geschmackvollen Ausgestaltung unserer heimischen Gebäude, Straßen, Städte, Gärten und Landschaften habe in unserer Zeit eine erschreckende Ernüchterung, Phantasielosigkeit, Uniformität und Schablonenhaftigkeit Platz gegriffen, die für die Weiterentwicklung einer ethisch-ästhetischen Volkskultur und für die pitätvolle Wahrung unseres Besitzes an geistigen Werten der Vergangenheit die schwersten Gefahren mit sich bringe. Wir hätten beinahe keine Wälder mehr, sondern nur Forsten, keine individuelle Physiognomie unserer Städte und unserer Dörfer, alles arte in trübselig öde Phantasielosigkeit ohne Anpassung an den Land- und Volkscharakter aus. Es drohen uns ästethisch geistige Volksideale verloren zu gehen. liier ist es an der Zeit, unmittelbar wieder an das wertvolle Überlieferte anzuknüpfen und zwar insbesondere unmittelbar an die Zeiten unsrer Väter und Großväter. Der Bund Heimatschutz, der gerade jetzt beabsichtigte, sich in Berlin eine eigene Zentralstelle zur Pflege seiner Interessen zu schaffen, und dem es hierzu nur noch an Geldmitteln fehle, habe dieser ästhetischen geistigen Verödung unseres Volkslebens gegenüber sich eine fünffache Aufgabe gestellt: 1. Denkmalspflege. Da werden wertvolle Bauten be- seitigt, um nicht, wie es zumeist in der Vergangenheit war, Besseres, sondern Schlechteres an die Stelle zu setzen, alte Bäume werden gefällt, Wege häßlich angelegt u. s. w. Überall sucht da der Bund das Wertvolle zu erhalten, sofern nicht wirklich zwingende praktische Gründe vorliegen. Wir brauchen unsere Denkmäler für die Geschmackbildung,