10
19. (8. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahre*.
denn die Entwicklung kann nicht wiederholt werden. Würde alles zerstört, müßten wir von vorn anfangen. Die zweite Aufgabe ist die Förderung einer guten Bauweise bei Neubauten durch Überredung und Beispiel, die dritte Förderung der Schönheit in der Landschaft, Verhinderung der Zerstörung unsrer schönsten Täler, die gewissermaßen ein geistiger Nationalbesitz sind, an dem sich alle freuen, durch Talsperren, vielleicht nur zur Bereicherung einzelner. — Daß hier Maß gehalten werden soll und oft die wirtschaftlichen Werte vor den geistig-ästhetischen den Vorrang beanspruchen müssen, wurde von Prof. Schultze (Naumburg) gleichfalls gestreift. Als vierte Aufgabe stellte er die Erhaltung der heimischen Flora und Fauna hin. Das unsinnige Wüsten gegen alle nützlichen Heckennister habe diese in erschreckender Weise vermindert, die Insekten vermehrt. Fünfte Aufgabe: Volkskunst auf dem Gebiet der beweglichen Gegenstände, das bisher noch am wenigsten gepflegte Gebiet des Bundes. 6. Volkssitten, Gebräuche, Feste, Trachten, z. B. Johaunis- feuer, Hochzeitsgebräuche u. s. w.
Im Anschluß an den Vortrag entwickelte sich eine lebhafte Aussprache, die zeigte, wie ausgedehnt und vielseitig schon heute das Interesse für all diese Aufgaben im Regierungsbezirk Frankfurt a. 0. ist. Regierungspräsident von Dewitz wies darauf hin, daß der Bund, um seine Zwecke in unserm Bezirk zu erreichen, nicht beabsichtige, in den Bestand und die Arbeit der hierfür schon bestehenden Kunst-, Tierschutz-, Verschönerungs- historischen und sonstigen Vereine einzugreifen, sondern mit diesen und den interessierten Einzelpersonen in freier Vereinigung Zusammenwirken wolle. Dazu solle alljährlich etwa eine Wanderversammlung zu freier Aussprache abgehalten werden. Die Regierung selbst biete genug Gelegenheit, die Zwecke des Bundes in Schul-, Bau-, Domänen- und Forst Verwaltung zu pflegen, man brauche keinen neuen Verein, keine Beiträge oder Satzungen, sondern nur freies Zusammenwirken mit der Regierung für ein gemeinsames, immer mehr Boden in unserm Volke gewinnendes Ideal.
Für die in Küstrin schon bestehende Ortsgruppe für Heimatsclmtz sprach Rechtsanwalt Petong. Er wies auf das viele gute Neue hin, was auch die Kunst unserer Zeit schaffe. Er verbreitete sich noch über naturwissenschaftliche, künstlerische, historische, germanistische Sachverständige, deren man nicht würde entraten können, über erforderlich werdende Legitimationskarten. Ferner wies er ebenso wie Rektor Bieder aus Frankfurt a. 0. auf die Bedeutung der „Märkischen Blätter“ hin, in denen sich nach dem Willen ihres Begründers und nach ihren verdienstvollen Leistungen schon jetzt eine geistige Zentralstelle für die Pflege der Geschichte, Kunst, Literatur und Heimatkunde der Mark vorfinde und die wohl unbedenklich als das Organ der im Bezirk zu gründenden Organisation des Heimatschutzes anzuerkennen seien.