19. (8. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
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b) Indianische Reiseerinnerungen, Vortrag von M. Verworn in der Anthropologischen Gesellschaft zu Göttingen am 16. Dez. 1906. Der Vortragende steht auf demjenigen von Hohnes in Washington und Dorsey in Chicago, daß sich vom palaeolithischen (auch vom eolithisclien?) Menschen keine sicheren Spuren bisher in Amerika irgendwo haben nachweisen lassen. Dies steht im geraden Gegensatz zu dem kanadischen Professor Wilson und Sir Charles Lyell u. a. Besonders D. W. Foster (pre-historic. Races of the United States of America) hat sehr ausführlich die Altersfrage für diese Lande behandelt; er versieht freilich die Spuren im Miocän und Pliocän mit??, führt aber für das Diluvium eine Menge von Funden menschlicher Kultur und einzelne menschliche Skelettreste an. In Südamerika ist mindestens für die südlichen Teile von Ameghino u. a. das Vorkommen des Menschen mit ausgestorbenen diluvialen Tieren behauptet.
Es wird also vorerst ein abschliessendes endgiltiges Urteil über das Vorkommen oder Nichtvorkommen menschlicher Kultur im Diluvium des Erdteils Amerika noch Vorbehalten bleiben.
In derselben Sitzung (Corr. Blatt der Deutschen Anthrop. Ges. Nr. 7w—8, 1905) S. 63 läßt Herr Verworn die Eolithenfrage nochmals Revue passieren.
c) Derselbe Autor teilt endlich aus der „Umschau“, Wochenschrift über die Fortschritte und Bewegungen auf dem Gesamtgebiete der Wissenschaft und Technik (Frankfurt a. M.) 1906 Nr. 7, einen Aufsatz „Zur Frage der ältesten Stein Werkzeuge“ mit, der sich gegen die Schlüssigkeit der Geologen Boule und Obermaier in den von mir wiederholt erwähnten Untersuchungen der Kreideschlämmerei und Zementfabrik bei Mantes (vgl. auch XXI a ) wendet und mit den Worten schließt: „Nach alledem ergibt sich mir aus meinen Untersuchungen ebenso wie zahlreichen anderen Forschern, welche die Manufakte von Aurillac eingehender studiert haben, bereits für das oberste Miocän oder nach deutscher Einteilungsweise für das unterste Pliocän die Existenz einer steinzeitlichen Kultur. Da man in dieser Kultur bereits die wirkliche Erfindung der künstlichen Spaltung des Feuersteins zum Zweck der Herstellung verschiedenartig differenzierter Werkzeuge kannte, so kann ich in dieser Kulturstufe nicht mehr die Morgenröte der Kultur erblicken und sie einer eolithischen Stufe zurechnen, sondern bezeichne sie als „archaeolithische Kultur.““
XXII. Herr Dr. Otto Zacharias, Direktor der Biologischen Station zu Plön, der die Brandenburgia schon öfter mit Einsendungen erfreut hat, welche sich auf die niedrigsten und kleinsten Lebewesen im Wasser beziehen, übersendet diesmal eine hervorragende Arbeit, welche als Sonderabdruck im Archiv für Hydrobiologie und Planktonkunde Bd. I. 1906 erschienen ist unter dem Titel: Das Plankton als
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