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19. (8. ordentliche) Versammlung des XIV. Vercinsjahree.
Das aus gelbem Sandstein gemeißelte Standbild, jetzt stark verwittert, ist von der Fußsohle bis zum Scheitel 102 cent. hoch. Vom Kopf bis zum Knöchel besteht die Statue aus einem Stein; die Füße vom Knöchel abwärts -sind mit der Kreuzblume, auf der der Roland steht, auch aus einem Steinstück gemeißelt, die beiden Steine sind in den Knöcheln mittelst eiserner Zapfen miteinander verbunden. Der linke Arin wird durch ein Eisenstück gestützt, das gleichzeitig auch das Schwert tragen hilft. Die beiden Hände fehlen und sind jetzt aus
eine niedere Sturmhaube, die Brust ein gerippter Panzer, desgleichen werden die Schenkel vom Panzer bedeckt. Diese Richtungstücke erinnern etwas an jene des Roland zu Perleberg.
Wie nun aus einem alten Bilde, das aus Anlaß der Hinrichtung des Sachsengrafen .1 ohann Labanius Sachs von Hartenek .1703 aufgenommen wurde, zu ersehen ist, bestand der Unterbau, der dieRolands- statue trug, aus einem von 3 breiten und einer schmalen Stufe gebildeten Sockel, auf dem sich eine mit gotischem Maßwerk verzierte Säule erhob. Auf dieser Säule stand eine zweite Säule von geringerem Durchmesser, die in ein spitzes Dach mit Kraben ausging. Dieses Dach ward von der noeli erhaltenen Kreuzblume mit dem Roland gekrönt. Wenu das alte Bild die Proportionen genau wiedergibt, so war der ganze Aufbau einschließlich der Rolandstatue 7 m hoch. Das
Gips nachgebildet. Ebenso ist das Schwert, das der Roland jetzt mit beiden Händen hoch hält, nicht das ursprüngliche. Obgleich, wie bereits erwähnt, die Statue arg verwittert ist, läßt sie doch noch erkennen, daß sie mit vollem künst- lerischenVerständnis ausgemeißelt wurde. Der linke Fuß etwas vorgesetzt, der wohlproportionierte Körper in die Höhe gestreckt, der Kopf mit den energischen Gesichtszügen u. starkem Schnurrbart etwas erhoben, verkörpert die Statue männliche Kraft; sie scheint mutig bereit zu sein, gerechte Strafe zu vollziehen. Das schwere Riclitschwert hält sie mit beiden Händen an der rechten Seite zur Höhe. Den Kopf deckt
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Roland von Hermannstadt.
Standbild samt Unterbau wurde ausschließlich „Pranger“ genannt und findet sich eine andere Bezeichnung nicht vor. Es darf wohl angenommen w r erden, daß die zum Pranger verurteilten Verbrecher auf den Stufen des Sockels stehen mußteu, wahrscheinlich irgendwie angebunden oder