Heft 
(1907) 15
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19. (8. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

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angekettet und von Wächtern bewacht. Der NameRoland für das jetzt in der städtischen Rüstkammer befindliche Steinbild kam erst in der letzten Hälfte des XIX. Jahrhunders auf.

Der Pranger stand auf der Nordostseite des großen, mitten in der Stadt gelegenen Marktplatzes. Unmittelbar an den Pranger schloß der Richtplatz an und ganz nahe erhob sich der Galgen. Dieser Pranger ward 1550 und 1551 errichtet und finden sich in den Hermannstädter Bürgermeisterwohnungen hierüber folgende Aufzeichnungen:

Eodem die 4. April 1850 Michaelis Gokler pro depictione statuae prenger dati flor. 0. den. 25.

Eodem die 4. August 1551 cum lapides ad statuam prenger de Coloszuar*) adducerentur per decein currus, pro octo vecturis soluti pro flor. 5 den 12 facit flor. 40 den. 96. Duae vecturae pro flor. 5 den. 60 facit flor. 11 den. 20.

Item ad structuram prengerii empta parva fornace laterum pro flor. 2 den. 75.

Pro vectura lapidum 44 de Rossonair**) ductis, item arenae, laterum cementi et pro solutionibus laboratorum, donec erigeretur tota statua, dati flor, 31 den. 56.

Item ferro empto a Petro Vaall 30 peciis pro retinaculis faciendis, una pecia pro den 8 facit flor. 2 den. 40.

Ladislao fabro pro apparatione retinaculorum et pro media masa ferri dati flor. 3 den. 85.

Magistro Onofforo lapicidae pro sectione lapidum dati flor. 148 den. 0.

Als Anfang des XVIII. Jahrhunderts in dem seit 1536 vollständig lutherischen Ilermannstadt eine Gegenreformation versucht wurde aller­dings ganz vergeblich die Jesuiten eine katholische Pfarrkirche erbauten, ward auf dem Marktplatz u. z. westlich vom Pranger eine Statue des böhmischen Nationalheiligen Johann Nepomuk errichtet. Der kommandierende General von Siebenbürgen Graf Tige forderte nun 1734, eben mit Rücksicht auf die erwähnte Heiligenstatue, daßder Pranger von dannen transferieret werde. Aber der noch vollständig protestantische Stadtrat sprach sich entschieden dagegen aus und der Pranger blieb stehen. Erst ein halbes Jahrhundert später 1783 wurde der Pranger abgetragen, worüber sich in dem städtischen Archiv keine Akten erhalten haben. Das Rolandsstandbild kam nun auf das Rathaus, vielleicht um einen neuen Standplatz zu erhalten, doch unterblieb eine weitere Auf­stellung. Als dann mit den noch vorfindlichen Waffen aus alter Zeit in den 60er Jahren des XIX. Jahrhundeits eine kleine Sammlung in einem Raum des Rathauses alsstädtische Rüstkammer aufgestellt

*) Klausenburg.

**) Reschinar, ein am Gebirge gelegenes Dorf 11 km. von Hermannstadt entfernt.