Heft 
(1907) 15
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Elisabeth Lemke, Italiens Pflanzenwelt in Berlin.

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früheren VortrageMärker in Italien. Dies Hin und Her des Herrn Professors, d. h. seine liebevolle Berücksichtigung der Beziehungen Italiens zur Mark Brandenburg, reizte mich sofort zur Nachahmung. Mein Entschluß stand fest. Und so sehen Sie mich schon wieder auf diesem Platze, um Ihnen Etwas vorzuplaudern, diesmal über Italiens 1 Pflanzenwelt in Berlin.

In Erinnerung an die große Bewunderung, mit der ich die erste, in meinem Leben mir in den Weg gekommene Apfelsine betrachtete, will ich dieser Frucht hier zuerst gedenken. Der deutsche Name der (wie Victor Hehn* *) sie nennt)süßen Pomeranze bedeutet bekanntlich chinesischer oder Sina-Apfel, was zugleich mit dem italienischen Worte portogallo auf die Geschichte und den Weg des Baumes Citrus Aurantium dulce hinweist. Arancio dolce lautet der gebräuchliche italienische, orange der französische Name. Die durch die Portugiesen veranlaßte Wanderung der Frucht aus dem östlichen Asien nach Europa fand angeblich 1548 statt. Nach verhältnismäßig kurzer Zeit waren die Küsten des Mittelmeeres reich an Apfelsinenbäumen, und allmählich gab es da verschiedene Formen zu unterscheiden. So Citrus aurantium asperma, klein und kernlos, C. a. genuensis, Genueser, dunkelgelb u. s. w. Die Apfelsinen werden dreimal im Jahre geerntet: gegen Ende Oktober, dann im Dezember, zuletzt im Frühjahr; die Rücksicht auf die Ausfuhr aus dem Lande ist dabei maßgebend, und daher mag es kommen, daß wir manchmal, besonders im Anfang der Saison, beim Verzehren ein Gesicht schneiden müssen; die Früchte waren wohl abgenommen, als die Reife noch zu wünschen übrig ließ. Italienische Apfelsinen werden namentlich, abgesehen von Nizza, von Messina und Genua versandt; ganz ungeheure Mengen gelangen zu uns. Dafür ein Beispiel. Herr Riedel**) hier, dessen Freundlichkeit ich viele Auskunft verdanke, schrieb mir: daß einmal ein von Süd-Italien nach Bremen gekommenes Dampfschiff 35 000 Kisten Apfelsinen gebracht hätte. Von Herrn L. Mariotti in der -^Central-Markthalle erfuhr ich, daß die italienischen Apfel sinen-Kisten je 100 oder 200 oder 300 Früchte enthalten. Apfelsinen und Pomeranzen tragen nur ein Jahr ums andere reichlich. Aber ein in vollem Ertrage stehender Apfelsinenbaum liefert bei sorgfältiger Kultur durchschnittlich 3000 Früchte von guter Qualität. (Brockhaus, G.L. 14. Aufl.) Das ist ein vergnügliches Rechnen.

Doch wir können uns nicht länger bei den Apfelsinen aufhalten, wir müssen auch der andern agrumi gedenken, so zunächst unserer Citronen, italienisch Limonen. Sie sind, wie die Cedrate, den Griechen

M *) Victor Hehn, Kulturpflanzen und Haustiere (in ihrem Übergang aus Asien Ijjpach Griechenland und Italien, sowie in das übrige Europa). 7. Aufl. 8. 446 f. (1902.)

*) J. D. Riedel, Aktien-Gesellschaft Berlin, Chemische Fabriken und Drogen*

Großhandlung.

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