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Elisabeth Lemke, Italiens Pflanzenwelt in Berlin.
schon als medische oder persische Äpfel bekannt gewesen, und Citrus medica ist wohl schon in den ersten Jahrhunderten n. Chr. in Italien angebaut worden. Aber unsere eigentlichen Citronen sind erst durch die Araber nach Sicilien gekommen und etwas später, in Folge der Kreuzzüge (auf denen die Kreuzfahrer den Baum in Palästina und Syrien kennen gelernt hatten) auch im übrigen Süd-Europa angebant worden. (Br.) Im Vergleich zu ihren stattlichen Verwandten ist die Citrone oder „Limone eine kleinere Frucht“, deren Name limün ein aus dem Indischen entlehntes, ins Persische und danach ins Arabische gelangtes Wort vorstellt. (V. II. 444.) Die Blütezeit erstreckt sich von November bis zum Sommer; die erste Ernte beginnt Ende Juli und währt bis Mitte September, die zweite findet im November, die dritte im Januar statt. Nacli Deutschland kommen die meisten italienischen Citronen aus Messina, vom Gardasee, von Genua, von den neapolitanischen Küstengegenden, so.wie aus der Lombardei. Messina liefert uns die feinsten, was die Schale anbetrifft, und demzufolge die saftreichsten. (Br.) Den Ilaupt- anteil hat überhaupt Sicilien, wo (nach Herrn Riedel’s Mitteilung) zu Tausenden von Centnern der citronensaure Kalk (Vorprodukt zu Citron- säure) gearbeitet wird, der zur Bereitung erfrischender Getränke und Medikamente in die weite Ferne und so auch nach den Tropen wandert; u. a. findet er beim Pommeril Verwendung. Der Wert des citronensauren Kalks ist augenblicklich etwa 280 M für 100 Kilo. Von Sicilien kommen ferner Citronensaure, Citronenschalen und Citronenöl. — Der durchschnittliche Ertrag einesCitronenbaumes beläuft sich auf 6000 Früchte. (Br.)
Citronat oder Cedrat oder Succade ist die im Handel gebräuchliche Bezeichnung der kandierten unreifen, daher grünen Schale einer grollen, süßen und genießbaren Frucht, in Italien speziell der spada forex. Teils wird das Citronat schon in Italien (so in Livorno und Genua), teils erst nach Behandlung mit Salz- und Kalkwasser in Deutschland u. s. w. hergestellt. (Br.) Früher kam es fast ausschließlich von Genua und Corsica. Sein Wert ist etwa 110 M für 100 Kilo. (II.)
Sehr edle und wichtige Artikel für Süd-Italien, besonders für Calabrien und Sicilien sind die ätherischen Öle; das Kilo Citronenöl kostet 5 M, süßes Pomeranzenöl 16 M, bitteres 17 M. Hauptplätze dafür sind Messina, Palermo und Reggio-Calabria. Alle diese Öle werden vielfach verfälscht; ihre Ausfuhr — mit Hinzurechnung des wertvollen Bergamottöls*) (19—20) — beträgt jährlich viele Millionen Mark. (R.)
Es wäre nun noch mindestens der bitteren Pomeranzen (u. a. „Pomeränzchen“ aus Sicilien) und der von Palermo kommenden Mandarinen zu gedenken, aber ich will nur noch erwähnen, daß Italiens Agrumenernte 1895,96: 3337 Millionen Stück Früchte betrug; darunter
*) Es gibt eine Bergamottorange, Citrus bergamea Risso. (Br.)