Heft 
(1907) 15
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Elisabeth Lemke, Italiens Pflanzenwelt in Berlin.

betrübte; ich werde aber nachher wenn wir zu den Blumen durch­gedrungen sein werden die Riviera di Ponente au Italien zurückgeben. Die soeben eßbar gewordene große Feige ist außen von tiefem Blau uud fein bereift, innen grünlich-weiß. Eine kleine Sorte ist weiß, eine andere grünlich-gelb mit rotem Fleisch. Die große, weiße Genueser (kugelig mit dünnem Stiel) ist außen weiß, innen rot. Diese und die Feige von Savoyen gelten für die besten. (Br.) Die Smyrnaer Feigen behaupten ihren Platz bei uns unentwegt und werden Italien nie ganz aufkommen lassen. Gern wüßte ich, ob ein Teil der sog. (in Berlin auf der Straße u. s. w. ausgebotenen)Kranzfeigen aus Italien stammt. Der Haupt - handelsplatz für Feigen ist Triest. (Br.) Ob ein von Ancona dorthin gekommenes Schilf jene Kränze mitgebracht hat, bei deren Herstellung ich geholfen habe? Es war in Loreto (unweit Ancona), wo ich dem etwa zwölfjährigen Alessandro und seinen Angehörigen half, Feigen mit einem eisernen Gerät zu durchlochen. Die durchlochten Feigen kamen ungefähr zu 50 auf eine dünne Gerte, die zu einem Kranze geschlossen wurde; mehrere Kränze wurden wiederum in bestimmter Anzahl vereinigt. Von Zeit zu Zeit wühlten alle Hände in den lose auf einem (mit hohem Rand versehenen) Tische aufgeschütteten Feigen herum. Da ich nicht entdecken konnte, ob dadurch bessere Früchte nach oben gelangten, fragte ich. Welche Antwort ich erhielt? Che cosa, Signora! beim Arbeiten werden die Hände so unsauber, da reinigen wir sie von Zeit zu Zeit. Getrocknete, in Stücke geschnittene und wie Kaffeebohnen braun geröstete Feigen wandeln sich in den bekanntenFeigenkaffee, den ich gern andern überlasse.

Ob italienische Mispeln nach Berlin gelangen, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Ich möchte jedoch erwähnen, daß die Früchte des Crataegus azarolus L. (Azarol = Baum oder Dorn) alswelsche Mispeln sowohl roh, wie eingemacht verzehrt werden. (Br.)

Eine merkwürdige italienische Frucht, die wir herbekommen, ist die melanzana, im Lexikon Tollapfel genannt; in Neapel heißt sie mazignani. Mir ist versprochen worden, daß sie zu Weihnachten im Laden auzu- treffen sein wird.

Nun zu den Mandeln! Die amygdala amara und dulcia finden sich so bezeichnet zuerst bei Scribonius Largus (in dessen compositiones medicantorum) vor der Mitte des 1. Jahrli. n. Chr. Von da an sind die Bäume sowohl, wie die Namen in Italien eingebürgert. In allen Gärten steheD dort die Mandelbäumchen bei mildem Wetter schon im Januar, sonst aber im Februar oder März, ehe noch die Blätter hervor­gekommen sind, in ihrem schneeigen Blütenschmuck da. (V. II. 391.) (Oft werden übrigens Mandel- und Pfirsichbäume mit einander verwechselt.) Man unterscheidet unter andern 1. die gemeine bittere Mandel (Amygdalus amara L.), 2. die gemeine süße (A. dulcis I). C.), 3. die Krach- oder