Heft 
(1907) 15
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Elisabeth Lemke, Italiens Pflanzenwelt in Berlin.

hört man das Sprüchlein: dieser Wunsch wird dir in Erfüllung gehen, quando i pini faranno i fiori (wenn die Pinien Blumen tragen werden).

Wir werden hier natürlich auch zu den Schmuckblumen gelangen, doch die Küche, die Apotheke u. s. w. haben noch einstweilen das Vorrecht Auf eine Anfrage beim Kaiserlichen Statistischen Amt wurde mir das Heft über Italiens Handel mit dem deutschen Zollgebiet zugesandt. Ehe ich mit Wiedergabe anderer Aufzeichnungen fortfahre, sei einiges aus jenem Heft mitgeteilt. Da finden wir außerordentlich reichlich Hülsenfrüchte, noch mehr Kartoffeln, noch mehr frische Küchengewächse (Gemüse), beim Obst u a. auch Beeren. Von Gewürzen: Fenchel, Anis, Koriander, Kümmel, Senf. Es fehlen nicht: Flachs, Hanf, Spelz (dieser aber gering), Weizen (mäßig), Mohn, Raps, Rühssaat u. dgl. m., Dotter, Sonnenblumensamen und andere Ölfrüchte, Leinsaat, Mais (sehr viel), Malz aus Gerste, Eicheln, sowie allerlei kleinere Sämereien. Groß ist der Handel mit Kleesaat, Esparsette und Luzern-Saat, mit Stroh und (noch mehr) mit Häcksel.

Über Pistazien konnte ich nichts erkunden. Diese in Süd-Europa so häufig gezogenen Früchte (grüne Mandeln) finden nicht nur als Nasch­werk und Zusatz zur Back- und Konditorware Verwendung, sie liefern auch ein ausgezeichnetes Öl. Die sizilianischen werden zur Würze von Wurst gebraucht.

Die sog. echten Kapern werden zwar sehr oft von unserer Kuh­oder Dotterblume, Caltha palustris L., oder von andern hiesigen Gewächsen geerntet; man kann aber auch wirklich echte erhalten. Foggia, die Hauptstadt der gleichnamigen italienischen Provinz, hat nicht nur sein- großen Handel mit Wein und Öl, sondern erfreut sich auch der in seiner Umgebung in großer Menge wachsenden Kapern. (Br.)

Ich nannte vorhin den Weizen; da dürfen aber auch die Maccaroni nicht vergessen werden, die aus dem feinsten, klebereichsten Weizenmehl mit Maschinen hergestellt werden und in Neapel, Rom u. s. w. in solchen Mengen und so geordnet zum Trocknen dahängen, daß man an große Wäsche erinnert wird. Der Weizen, aus dem sie gewonnen werden, ist laut Bericht des englischen Konsuls in Neapel eine Mischung von rotem Winterweizen vom Schwarzen Meer und italienischem Weizen, haupt­sächlich solchem aus den Ebenen und aus der Gegend um Foggia herum. Die besten Maccaroni werden in Graguano, Torre deUAununziata und Amalfi hergestellt.*) Es gibt vermicelli, Spaghetti, capellini, ziti, inezzani, maccaroncelli, perciatelli, lasagne, tagliatelle, fettucce, lingue di passero (Sperlingszungen) occhi di lupo (Wolfsaugen), canneroncini rigati, fischiettini, fidellini, granellini und stelline. Und alle diese Sorten sind in Berlin zu haben. (Wir kommen nachher noch einmal auf Weizen zurück.)

*) P. Tagesztg. (4) 5. Jan. 01.