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Elisabeth Lemke, Italiens Pflanzenwelt in Berlin.
u. s. w. nur mit Verleugung der politischen Verhältnisse als „Italiens Pflanzenwelt“ ansprechen können.
Von der Riviera di Ponente, resp. von Süd-Frankreich, kommen Rosen, Veilchen, Margheriten, Reseda, Anemonen, Nelken, Erica mnlti- flora (im November), Ruscns (Mäusedorn), Mimosen u. s. w.*) (Geh.-llat Acherson.) Herr Duchmann zeigte mir neulich eine Kiste, deren Inhalt ich zuerst für weiße und rote Radieschen ansah; es waren aber säuberlich verpackte, dicht nebeneinander liegende Rosenknospen, die soeben von Ventimiglia (also noch von Italien) gekommen waren. Ich sah dort auch die schönen Früchte des Erdbeerbaumes (Arbutus Unedo L), die einst zu deu Nahrungsmitteln gerechnet wurden, jetzt aber für ungesund und betäubend gelten, was u. a. von Petter ganz abgelehnt wird. (V.H. 404.)
Daß Anemonen aus der römischen Campagne nach Berlin gelangten, weiß ich bestimmt; und auch so manche andere Privatsendung wirklich italienischer Blumen ist mir bekannt geworden. Auf dem Handelswege kommt (nach Mitteilung des Herrn Geh.-Rat Ascherson) Allium neapolitanum nach Berlin, eine Pflanze, die nicht (wie man aus ihrem Namen schließen sollte) nach Zwiebeln, dafür aber nach Katzen duftet; die Blüten — in Italien Giuseppiui genannt — sind weiß und haben olivengrüne Staubbeutel.
Wie viele Blumen- und Blütensendungen durfte ich. schon aus Italien den Weg nach Berlin nehmen lassen! Trotz der dort nicht vollkommenen Postverhältnisse ist niemals eins jener Couverts verloren gegangen, in die ich die kleinen Sträuße oder losen Blüten hineinsteckte, einfach mit 5 cm frankiert als campione senza valore (Muster ohne Wert). So manche Blume hat sich, nachdem man ihr frisches Wasser gegeben hatte, wieder für Tage erholt. Dies trug mir manch’ liebes Wort ein. Aber die Sendungen waren mir schon ohnehin eine große Freude, denn — Sie haben es wohl gemerkt, geehrte Anwesende — auch ich gehöre zu jenen, die ich vorhin als dem Italien-Zauber Verfallene bezeichnete. Und so bin ich dem Zufall dankbar, der mich in Rom jene Zeitungsnotiz über Herrn Prof. Krüners’ Vortrag lesen ließ. So durfte ich doch auch einmal unserer Braudenburgia beweisen: weß’ das Herz voll ist, deß’ geht der Mund über.
*) Mehrere ursprünglich neuholländische Akazienarten haben keine gefiederten Blätter. (Ascherson.)