Heft 
(1907) 15
Seite
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A. Thur, Nachrichten über Tamsel bei Cüstrin.

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Nachrichten über Tamsel bei Cüstrin.

Von Mittelschul-Rektor A. Thur in Cüstrin.

Die Wanderfahrt der Brandenburgs führte im Mai nach Cüstrin und Tamsel. Über Cüstrin sind wir durch die kleine Schrift des Herrn Majors Noel bereits orientiert worden, über Tamsel mögen nachträglich noch einige Notizen gebracht werden.

Der Name des Ortes findet sich alsTamprosue zuerst in einer Urkunde aus dem Jahre 1262 (Seyffert gibt 1272 an), in der es sich um einen Vergleich zwischen den Markgrafen Johann und Otto und dem Tempelherrn-Orden handelt; später kommen noch folgende Schreibweisen vor: Tamprosawe, Tamsul, Tampsel und Thambsell.

Nach Mucke ist dieser Name abgeleitetaus einer älteren Fonn Dambrosowa (seltenere Bildung für gewöhnliches Dambrawa = asl. d.'ibrava) und einer jüngeren Dambc, an die später die deutsche Ver­kleinerungssilbeel gehängt wurde. Beide Formen bedeuten dasselbe, nämlichEichenhain oderEichwald. Bergbaus leitet ihn her von den WörternTarn dort, undprossöwywajuß = mit Mühe durch­gehen. Die Landbewohner der Umgegend nennen den OrtTanspel.

Templer, Vasallen der Markgrafen und der Johanniter-Orden hatten ihn nacheinander in Besitz. Von den Johannitern erhielt ihn die Familie von Schönebeck als Lehen; sie wird noch im Jahre 1608 als Besitzer von Tamsel genannt. 1640 soll der Rittmeister Hans Adam von Schöning Eigentümer des Ortes geworden sein; sein gleichnamiger Sohn, der spätere Tiirkeubesieger, wurde hier am 1. Oktober 1641 geboren und hielt sich, wenn er nicht im Kriege war, sehr gern hier auf. Der Sohn dieses Kriegshelden, Hans Ludwig, starb bereits 1713, und nun fiel das reiche Erbe der Schönings an dessen einzige Tochter Eleonore Luise. Als diese sich am 25. Mai 1723 mit dem Obersten Adam Friedrich von Wreech (Wreich) vermählte, schenkte sie ihrem Gemahl mit ihrer Hand auch den gesamten Schöningschen Besitz; nur ein einziges Gut war ausgenommen. Nach ihrem Tode erbten zwei ihrer Söhne Tamsel, nämlich Friedrich Wilhelm und Ludwig Alexander von Wreech. Der zuletzt Genannte starb 1795 als letzter männlicher Sproß seines Geschlechts. Die Güter der Wreechs erhielt seine am 28. Mai 1730 geborene Schwester Sophie Friederike, die in erster Ehe mit dem Grafen Dönhoff von Dönhoff- städt, in zweiter mit dem Baron von Knyphausen vermählt war. Ihr folgte im Jahre 1800 ihr Sohn Bogislav von Dönhoff im Besitze von Tamsel, der hier auch am 10. Januar 1809 starb; sein einziger Sohn, Graf Stanislas Dönhoff, wurde 1816 in einem Duell bei Göttingen erschossen, und nun kam der Ort 1820 an die Familie, deren Nach­kommen ihn zur Zeit noch besitzen, an die Reichsgrafen von Schwerin- Wolfshagen. Graf Hermann von Schwerin hatte nämlich im Jahre 1816