Heft 
(1907) 15
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Petri, (juellenmaterial nur Erforschung der kirchlichen Ortsgesohichte.

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sei trieb, in welchem er u. u. sagt:Kein Pastor kann sich des Interesses für die Vergangenheit seiner Gemeinde entschlagen, wenn er nicht ein Mietling werden will Ubi patria ibi bene! und zum Vaterland

wird dem Pastor seine Gemeinde, wenn er ihre Geschichte erforscht.-

Die Börde, die grolle Kornwüste, ist wohl eine der unschönsten Land­schaften, und doch muß ich gestehen, daß mir in ihr noch kein Weg langweilig geworden ist, weil ich ihre Ilügel, Senkungen und Dörfer mit geschichtlichem Blick betrachte. Ja, erwidert man mir, das ver­stehen wir: aber woher nehmen wir die geschichtliche Einzelkenntnis? Es kann doch nicht jeder die Lokalgeschichte zu seiner Lebensaufgabe machen. Nun, es ist mehr nicht nötig als ein historischer Sinn: der

Stoff liegt näher als einer meint-der Pastor braucht nur auf die

Mitteilung der Alten in der Gemeinde zu lauschen, um Stoff genug zu linden, aus dem er ein kulturhistorisches Bild der Vergangenheit auf dem Papier entrollt, und er ist damit bereits in die historische Ver­gangenheit seiner Gemeinde zurückgestiegeu: er ist Geschichtsschreiber seines Orts geworden. Zu diesen mündlichen Mitteilungen werden wohl die Akten auch manches Detailmaterial liefern. Diese sind auf dem Dorfe meist allein in den Händen des Pastors. Die kirchlichen Akten und insbesondere die Kirchenbücher sind Geschichtsquellen. In einer Zeit, in der die Kirchenbücher nicht nach dem trockenen Linienschema geführt wurden, hat mancher Pastor geschichtliche Er­eignisse darin verzeichnet. Aber auch da, wo dies nicht der Fall ist, läßt sich aus den Namen und Zahlen des Kirchenbuches viel geschicht­liches Material gewinnen. Die Höhe der Einwohnerzahl, ihre Beschäftigung u. s. w. geht daraus hervor. Wessen Kirchenbücher oder Kircli- rechnungen noch bis in die Zeiten des 30jährigen Krieges zurück­reichen, der hat an ihnen sehr wichtige Quellen für die Zustände seines Orts zur Zeit dieses schrecklichen Krieges, und wenn er seiner Gemeinde aus diesen seinen Forschungen gelegentlich in der Predigt oder im persönlichen Verkehr Mitteilungen macht, so wird er sofort merken, mit welcher Spannung man ihm folgt.

Eine Fundgrube für die Ortsgeschichte ist dem Pastor ferner die Kirche und der Kirchhof. Wenn beim Kirchengebäude die Schriften schweigen, so müssen für ihn die Steine reden, auch alte Grabsteine, die nicht selten von alten Vorgängern und adligen Gutsbesitzern Zeugnis geben. Was im Orte an historischen Nachrichten nicht vorhanden ist, das ist in den Archiven der kirchlichen und amtlichen Behörden zu suchen.

Als anläßlich des geplanten Erneuerungsbaues der alten Kirche in Iadligar, Kreis Züllichau, aus welchem schließlich ein völliger Neubau wurde, zum Besten desselben im Jahre 1880Gedenkblätter aus der Geschichte des Kirchspiels Padligar. Ein Beitrag zur Mis-