Heft 
(1907) 15
Seite
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Porth, Notizen zu Niederschönbausens Geschichte.

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Notizen zu Niederschönhausens Geschichte.

Von Lehrer Porth.

Einleitung. Niederschönhausen, ein Ort von ungefähr 9300 Einwohnern, hart an Berlin gelegen und grenzend, kann mit Recht ein anmutiges Dorf genannt werden. Es macht mit seinen Landhäusern und Villen einen recht freundlichen Eindruck. Ein großer Teil der Oehöfte zieht sich an dem herrlich gelegenen Schloßpark hin, welcher dieselben mit fruchtbaren Gärten nach hinten abschließt. Dieser Schloß­park, welcher dem Publikum zu Besuch und Aufenthalt frei gegeben ist, verschönert naturgemäß die Dorflage ungemein. Schöne große und alte Bäume sind die Zierde des von der Panke durchflossenen Parkes; lange Alleen gehen nach allen Seiten hin und geben der Umgebung einen ganz besonderen Reiz. Bequeme Verbindung (elektrische Straßenbahn) mit der Reichshauptstadt lockt alljährlich Tausende von Berlinern des Sonntags in unsern Vorort hinaus. Auch nehmen hier viele Sommer­frischler etliche Monat dauernden Aufenthalt, sodaß der Ort in jedem Jahre vom Mai ab in seinen Bewohnern ein ganz anderes Aussehen gewinnt, die sich hauptsächlich mitGartenarbeit undGartenbau beschäftigen.

Schloß. Niederschönhausen ist historisch schon früh unter den NamenSchonhusen bassa, NydernSchönhawsen,Nydderen Schönhuszen erwähnt. Es gehörte um 1350 dem Peter Lettow, der es 1370 an Tytze Nenendorff verkaufte mit 48 Hufen Landes, wovon 4 der Pfarre, 10 dem Gutsherrn und 34 den Bauern gehörten, welche Pacht, Zins wie Bede der Herrschaft entrichten mußten. Im Jahre 1450 erwarb es Hans von Waldow, der es 1480 an Caspar von Waldow vererbte. Zu dieser Zeit waren dem (Nonnen) Kloster zu Spandau 22 Hufen zinspflichtig und vereignet, die auch den NamenKlosterhufen trugen und deren Genuß (Pacht und Zins) zur Zeit der Reformation auf den Kurfürsten JoachimII. überging. Um diese Wende trat auch die Niederschön- hausener Gemeinde zur Lutherischen Lehre über und wurde evangelisch. Während des 16. Jahrh. kam das Dorf in den Besitz derer von Barfuß und darauf erwarb es Sigismund v. Barfuß für 4500 Reichsgulden, welcher noch 2 Bauernhöfe dazu kaufte und auf letzteren eine Meierei errichtete, aus der sich der spätereSchloßhof und dann das Schloß gebildet hat. Er selbst hatte in Malchow seinen Wohnsitz.

Seine Nachkommen veräußerten den Besitz weiter an die Gräfin von Dohna, deren Söhne Carl Emil und Theodor nacheinander Dorfinhaber waren. Der letztgenannte Graf Dohna überließ es dem Geheimen Rat v. Grumbkow. Im Jahre 1691 wechselte es abermals seinen Besitzer; Kurfürst Friederich III. (der spätere König Friederich I.) kaufte es für 16 000 Iteichsthaler, ließ an das bereits bestehende herr-