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Portlv, Notizen zu Niederachönhausens Geschichte.
War in solcher Weise einige Regelung der Differenzen eingetreten, so bereitete die Aufbringung des Ilolzgeldes in der Folge neue Zwietracht. Im Januar 1826 zählte die Schule 66 Kinder, von denen 24 „in“ der Gemeinde — 42 „außer“ der Gemeinde standen; für jedes Kind mußten 4 Groschen Holzgeld entrichtet werden, dessen Einsammlung Sache des Schulzen Lüdersdorf war. Bis zum Jahre 1825 war kein Streit über die Einziehung dieses Geldes gewesen; im Jahre 1826 aber wurde gerügt, daß die Kinder der Bauern für ihren entsprechenden Beitrag frei gelassen und die ganze Summe von 6 Thalern auf Büdner und Einlieger allein verteilt wurde. Letztere erhoben deshalb Klage; die Bauern glaubten von der Aufbringung befreit zu sein, weil sie ja schon die verhältnismäßig weite Ilolzanfuhr besorgen und die Mittel für Orgelspiel und Uhrstellen aufbringen müßten, wofür Büdner und Einlieger nichts beizutragen hätten. So wenigstens bekundeten sie in einem vom Pan- kower Pastor Weiße vollzogenen Protokoll. Der Streit wurde schließlich dahin geschlichtet, daß der Niederschönhausener Schulhalter für die Ver- zichtleistnng auf die freien Holzfuhren 6 Thaler als bare Entschädigung erhielt, daß ferner der Holzgeldbeitrag auf alle Kinder, also auch auf die der 11 Bauern verteilt wurde und nur die Kinder davon frei blieben, welche freien Unterricht genossen. Die Holzfuhrenentschädigung wurde in der Folge und bald von 6 auf 9 Thaler erhöht.
Im Jahre 1799 unterbreitete der Küster und Schulhalter Seidel dem Landesherrn die Bitte um Überweisung eines Flecks Landes zur Anlegung einer Maulbeerbaumplantage. Er erhielt auch gegen 2 Morgen am Königlichen Schloßpark, dem ehemaligen Förstergarten, der auch die „alte Baumschule“ heißt. Als sich Seidel in einem Alter von 78 Jahren am 1. April 1832 pensionieren ließ, sollte dieser Garten wieder an das Kgl. Hofmarschallamt zurückgegeben werden. In diesem Falle wäre aber der alte Emeritus in seinem Pensionsbezuge geschädigt worden, denn die Grundstücksnutzung war ihm mit 8 Thaler in sein Ruhegehalt eingerechnet. Seine Vorstellungen hatten nach langen Verhandlungen den Erfolg, daß er den Nießbrauch des Plantagengartens bis an sein Lebensende behalten durfte.
Nachdem Seidel am 1. April 1832 sein Amt aufgegeben, wurde sein bisheriger Adjunkt Voigt zum. Küster und Schullehrer bestellt, bald aber noch als zweiter Lehrer der Schullehrer Thiele angenommen. Als später Voigt einem Rufe nach Rosenthal folgte, rückte Thiele in die erste Lehrerstelle, während für die zweite der Lehrer Mohr berufen wurde. Thiele trat am 1. Oktober 1863 in den Ruhestand und starb nicht allzulange nachher. Statt seiner wurde nicht Mohr, sondern der Lehrer Zeitz mit der ersten Stelle betraut, während Mohr sich nach Berlin wandte und in dem Lehrer Freund seinen Nachfolger fand. Die Zunahme der Schülerzahl nötigte bald zur Errichtung einer dritten