Heft 
(1907) 15
Seite
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R. Jülicher, Berliner KneipsprÜche.

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Zum Trinken wird man ermahnt: Lauf oder sauf.

oder: Lerne zu saufen, ohne zu schlucken,

und: Tu den Mund nicht unnütz auf,

red vernünftig oder sauf.

So mahnt auch zum Vernünftigreden beim Hasenwirt in der Hasenheide: Quatsche zu Hause!

Irgendwo lasen wir aufch einmal:

Es darf Humor den durstgen Kehlen beim Wein vertilgen niemals fehlen.

Über die unvermeidlichen Folgen einer langen Sitzung tröstet ein Wandspruch der Akademischen Stehbierhalle hinter der Universität:

Harre und hoffe, daß sichs wende,

Jeder Kater nimmt ein Ende.

Der Zecher aber liebt auch Musik; denn Bischofstraße heißt es:

Ein Lied bei edlem Saft gibt Frohsinn, Mut und Kraft.

Vom nervus rerum heißt es verschieden:

Hast du Geld, um zu berapp en,-

Gibts gut Bier und guten Happe n; oder: § 11. Geborgt wird nicht; das halt ich für das Beste;

Sonst verliert man sein Geld und obendrein die Gäste; oder ganz lakonisch: Geborgt wird am 30. Februar.

In dem längst ausgewanderten Krug zum grünen Kranze (Friedrich­straße) jetzt Spandauerbrücke, hießen die Sprüche also:

1. Wo heiter die Wirtin und kühle der Trunk,

Wird jeder Gast munter und trinkt sich gesund.

2. Amate, so ihr jung noch seid,

Cantate, so ihr traget Leid;

Doch ob ihr habt Lust oder Weh,

Ob jung, ob alt seid: bibite!

An einem Keller in der Stallschreiberstraße lesen wir über der Tür:

Gott verläßt keinen Deutschen; hungerts ihn nicht, so dürstets ihn doch.

Den Segen des Kneipens rühmt ein auf der Straße ausgeteilter Einladungszettel: ;

Ein kühler Trunk, ein voller Tisch Erhebt den Geist, hälts Herze frisch.