Heft 
(1907) 15
Seite
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R. Jülicher, Berliner Kneipsprüche.

Friedrichstraße 250 wird die Behauptung aufgestellt:

Die alten Deutschen tranken immer noch eins, und die jungen Deutschen würden noch zwei trinken, wenn sie Geld hätten.

Folgende beiden Verse sind in Berlin auch wohl weiter verbreitet, als im Deutschen Wirtshaus zu Rixdorf, wo es heißt:

Das Trinken lernt der Mensch zuerst,

Viel später dann das Essen;

Drum sollst du dankbar einst als Greis Das Trinken nicht vergessen.

Stark antisemitisch heißt es im Deutschen Wirtshaus:

Nicht leichter kommt man durch die Welt,

Als wenn man zu Juden und Judenart hält.

Das Spatenbräu in der Friedrichstraße verzapft folgende Sprüche der Trinkerweisheit:

Sitztt du gut, so sitze feste,

Alter Sitz, der ist der beste.

Guter Wille führt zum Ziel,

Trinke oft und trinke viel.

Guter Dinge gibt es vier:

Liebchen, Karten, Sang und Bier.

Ein Mann ein Wort, ein Wort ein Mann,

Ist besser als ein Schwur getan.

Abendläuten, Hahnenschrei,

Ist dem Trinker einerlei.

Verwandt mit letzterem Sprüchlein ist auch die Inschrift eines Bierkruges:

Und wie auch die Uhr und das Weiberl uns winkt,

In Frieden geht nur, wer sein Stehseidel trinkt.

Auf andere Krüge heißt es recht leichtfertig:

Alte Taler, junge Weiber Sind die besten Zeitvertreiber;

aber auch:raus mit dem Wort, wenn es wahr ist,

hinab mit dem Trunk wenn er klar ist.