R. Jülicher, Berliner Kneipsprüche.
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ln der Vereinsbrauerei heißt es vom Maß;
Ob Seidel oder Töpfchen,
Ob Hüff e oder Krug,
Ob Flasche, Maß ob Schöppchen,
Man trinkt doch nie genug.
Von der guten Wirkung des Gerstensafts ebendort:
Wer traurig ist bei Bier und Wein,
Der muß ein Erzphilister sein.
Im stattlichen Ratskeller zu Schöneberg, dessen Wände jetzt mit hübschen Freskogemälden geschmückt sind, fand ich ehedem folgende nette Verse:
Der Liebe nicht jedes gelingt,
Der Durst aber alle bezwingt.
Fröhlich Gemüt gibt frisches Geblüt.
Ein volles Maß, ein braves Weib Und frohes Herz erhält den Leib.
Alte Lieb’ und alter Span Brennen leichtlich wieder an.
Borgen und Schmausen Endet mit Grausen.
Als Mahnung an die Stadtväter ist aufzufassen:
Bedacht beim Rat, bedacht beim Wein,
Wird euer Spruch ein weiser sein.
Etwas philisterhaft klingt die Behauptung:
Wo Fürst und Volk vereint in Kraft Das Vaterland beschützen,
Da trinke deinen Gerstensaft Und bleibe ruhig sitzen.
Jeder aber mag sich hinter die Ohren schreiben:
Verrate nie leise, verrate nie laut,
Was ein Freund beim Glase Dir anvertraut.
Den großen Reiz des Bieres preist ein Vers:
Hätt’ Adam bayrisch Bier besessen, hätt’ er den Apfel nicht gegessen.