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R. Jöücher, Berliner Kneipsprflche.
Im Berliner Ratskeller stand einst (ob jetzt noch) u. a. folgende Sprüche:
Wer Neider hat, hat Brot,
Wer keine hat, hat Not — und die Wahrheit:
Ein versöhnter Freund, ein erkaufter Freund,
Sind zu einer Brücke ungeschickte Stücke.
Auf einem Humpen in der Leipzigerstr. hieß es:
Ein nüchterner Mann, ein armer Mann,
Ein König, wer singen und trinken kann.
In Britz lesen wir in einer Wirtschaft:
Bei Sonntagsschützen ist’s Brauch und Sitt’,
Gibt es nicht Wildes, geht Zahmes mit.
Ein Zecher in Rixdorf behauptet als Plakatinschrift:
Ob ich morgen leben werde,
Weiß ich freilich nicht,
Daß ich aber, wenn ich lebe,
Trinken werde,
Das ist ganz gewiß.
Wider den Kater, Stallschreiberstraße:
Der Kater aus Erfahrung,
Er stirbt am sauren Harung.
Etwas kühn ist die Schlußkette (Haidereiter-IIasenheide):
Wer gut trinkt, schläft gut,
Wer gut schläft, sündigt nicht,
Wer nicht sündigt, kommt in den Himmel,
Also: Wer gut trinkt, kommt in den Himmel.
Ein schwächlicher Hausherr tröste sich an dem Spruch in Marienthal b. Baumschulenweg:
Es gibt der edle Gerstensaft Sogar Pantoffelhelden Kraft.
In einem Ausschank der Süddeutschen Brauerei wird gemalmt:
Trinke nie ein Glas zu wenig,
Denn kein Pfaffe oder König Kann von diesem Staatsverbrechen Deine Seele ledig sprechen.