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R. Jülicher, Inschriften und Grabinschriften ixn Ruppiner Lande.
Das Pfarrhaus neben der Kirche trägt den Spruch: An Gottes Segen ist alles gelegen; während von der Tür des gegenüberliegenden Schulhauses die Aufforderung herableuchtet:
Die Kindlein lasset mir kommen,
Daß Christi Wort sie hier lernen,
Und Freude habt ihr durch sie.
Damit auch der Humor seine Stätte finde, hat man auf den spitz- bogigea Raum über der Tür des zierlichen Nachtwächterbauses folgendes Freskobild gemalt: Im Vordergrund eines mit Gesichtsmondsichel und Sternen besetzten schwarzen Nachthimmels sitzt auf einem Steingeländer in bunten Farben gemalt mit besonders leuchtenden Augen eine Eule — so den Inhaber des Häuschens neckisch täglich an seine Berufspflichten mahnend.
Ermüdet erquicken wir uns ein wenig im nächsten Wirtshause, wo wir schnell die beiden Kneipsprüche notieren:
Dieses Hauses höchste Zier — ist reiner Wein und gutes Bier
und: Wenn du gehst aus diesem Haus,
Was dir vertraut, nicht plaudre ans.
Dann wenden wir uns zum nahen um das alte Kirchlein belegenen Friedhof und finden auf der einen Seite des hohen Tores die goldnen Worte:
Die sanft hier ruh’n, sie sind verwandelt,
Befreit von Erdensorg’ und Pein,
Und wer nach Christi Wort gehandelt,
Darf sich der Gnad’ des Richters freu’n.
Mitten unter ihren Dorfeingesessenen sind hier die Glieder der Gutsherrschaft begraben, darunter auch ein General-Major von ßojanowski. Unter einer mächtigen Linde steht ein großer Granitfindling mit den gotischen Majuskeln:
Der Knesebecken Grab.
Ich erzähle hier (nach K. E. Haase „Sagen der Grafschaft Ruppiu“) folgende Sage:
Der Grabstein derer von dem Knesebeck zu Karwe. Der Stein wurde 1846 von der Grenze zwischen der Karwer und Lichten- berger Feldmark an seinen jetzigen Ort gebracht; zu seinem Transport waren 16 Pferde erforderlich. Die an ihn sich knüpfende Sage lautet: In uralter Zeit kämpften zwei Hünen mit einander. Der eine stand diesseits, der andere jenseits des Ruppiner Sees. Da sie nun nicht aneinander kommen konnten, beschloß der an der Westseite des Sees, sich einen Weg durch die Wellen zu bahnen. Daher raffte er eine große