Heft 
(1907) 15
Seite
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ft. Jölicher, Inschriften und Grabinschriften im Ruppiner Lande.

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Menge Sand in seine Schürze, schüttete sie ins Wasser und ein Viertel des Weges, wohl 50 Schritt oder mehr, war fertig. Als er die zweite Schürze voll herbeischleppte, zerriß das Schürzenband, und er mußte sein Vorhaben aufgeben. In seinem Grimm faßte er nun den gewaltigen Stein und warf ihn auf seinen ihn verhöhnenden Gegner. Die Finger­eindrücke waren ehemals noch deutlich auf dem Stein sichtbar. Noch heute ist die im See verschüttete Stelle wegen ihrer sehr geringen Tiefe den Schiffern höchst gefährlich. Sie befindet sich beim sogenannten Krähenschuster, einem einzelnen Hause, dem Dorfe Gnevikow gegen­über. Wir notieren einige interessante Grabschriften von dort:

Deckte dir der lange Schlummer,

Dir der Tod die Augen zu?

Dich besitzet doch mein Kummer,

Meinem Herzen lebest du.

Ewig lebst Du dort im Licht;

Meiner Liebe starbst du nicht.

Für einen biedern Landmann scheint mir der Grabvers (genau so auch im Dorfe Protzen) etwas verfehlt zu sein:

Rastlos war dein Geist hienieden,

Anmutsvoll dein mattes Herz;

O, genieß den ewgen Frieden,

Ob auch groß ist unser Schmerz.

Durch segenschwere goldenschimmernde Weizenfelder wandern wir 4 km nördlich nach dem stattlichen Dorfe Radensieben, berühmt durch den gelehrten Konservator der Kunstdenkmäler Preußens Ferdinand von Quast, der nicht nur eiuen herrlichen Edelsitz seinem Geschleckte erbaut, sondern auch seiner Dorfgemeinde durch kunstverständige Wieder­herstellung eine der schönsten und stimmungsvollsten Kirchen geschenkt hat. Er starb 1877 und ruht in einem eignen schönen kleinen Kirchhof am Ostgiebel der Kirche, neben seinem auf einer Forschungsreise in Kleinasien zu Eskischeir früh verstorbenen Sohne Siegfried.

In der zur Andacht stimmenden erfreulicherweise im Sommer dem Fremden stets geöffneten Kirche finden wir eine Nachbildung des großen Radkronlenchters aus dem Hildesheimer Dom, dann außer Kanzel und Altar aus gebranntem Ton (Charlottenburger Kunstwerk) ein altes Tauf­becken von 1689 mit der bekannten Darstellung von Adam und Eva am Baume der Erkenntnis, verehret von Simon Jahne Nehbees und seiner Eheliebsten. Ein großes altes Ölbild stellt das jüngste Gericht dar; dann ist noch an der Nordwand ein altes Bild mit sehr langem Text bemerkenswert; es stellt die Verurteilung Christi dar. Wie aber in der Karwe gegenüber am Westufer liegenden Kirche des Dorfes