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R. Jülicher, Inschriften und Grabinschriften im Ruppincr Lande.
Wustrau ein charakteristisches Marmorprofilbild des alten Haus Joachim von Zieten hängt, so finden wir zu Radensieben ein noch heute lebensprühendes farbiges Medaillonporträt (neben der Kanzel) eines jungen Reiteroffiziers, über welchen uns das umliegende Sandsteinepitaph folgendermaßen belehrt: Herr Hans George von Quast, geboren 3. Juli 1710. Verstand, Mut und Lebhaftigkeit begleiteten ihn; er erwarb die guade des Königs, die Gewogenheit der Oberen, die Liebe beider Regimentern, der Leibgarde und der Karabiniers. Jedermann wünschte ihm Glück. Dieses zu befördern, ward er von einem Regiment zu diesen versetzt; aber es beförderte seinen Tod. Er blieb den 10. April 1741 in der blutigen Schlacht bei Mollwitz. Der Geist ging zu Gott, der Leib ward von den siegenden Gefährten zu Grüningen bei Brieg beerdigt, und dies Denkmal setzten seine tiefbetrübten Geschwister v. Byern geh. v. Quast, G. L. v. Quast und 0. Fr. v. Quast. In dem kleinen Camposanto ruht auch Wilhelm v. Diest, Hauptmann im Inf.-Rgt. 06. „Sein teures Leben endete vor Straßburg in der Nacht vom 25. 26. August 1870.“ Auch ein Hauptmann a. D. von Wussow, im Alter von 83 Jahren gestorben, ruht auf dem allgemeinen Kirchhof, bei dessen Grabdenkmälern es uns auffällt, daß oft der Leichentext mit angegeben ist, während zu Ilerz- sprung bei Angermünde vielfach die Sitte herrscht, das Leichenlied dem Stein anzuvertrauen.
Da die überwiegende Zahl der Grabdenkmäler sehr sinnig gewählte Bibelworte trägt, teilen wir nur folgende schöne Profaninschrift mit:
Ob auch die Welt in Trümmer geht,
Das Kreuz doch unerschüttert steht.
Ob auch die Seel’ im Kampfe bricht,
Herr Jesu Christ, dich laß’ ich nicht.
Wir wenden uns zur Stadt Neuruppin, wo wir in der von dem großen Brande von 1787 verschonten uralten Fischbänkenstraße das älteste Gebäude der Stadt — Fachwerkbau mit geringer Vorkragung finden (Nr. 21?) — leider ohne Jahreszahl; doch trägt das Hans Schulzenstraße 22 am entgegengesetzten Stadtende, in den Holzbalken eingeschnitzt die Jahreszahl 1689. Sehr beliebt sind an den Häusern und Türen Stein- oder ITolzreliefs von Menschen- oder Pferdeköpfen, ebenso auch interessante Türgriffe und Tür-Schnitzereiverzierungen.
Wandeln wir durch das Rheinsberger Tor vorbei an dem alten — fast im Efeu vergrabenen — Kapellchen zu St. Jürgen mit seiner eigentümlich verschnörkelten Windfahne und dem vielzackigen Kreuze auf dem Giebel, so grüßt uns von seiner Nordfront das große Holzbild des Gekreuzigten mit dem Sprüchlein: „Fürwahr er trug“ — und: „Hastdu
