R. Jülicher, Inschriften und Grabinschriften im Ruppiner Lande.
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viel, so gib reichlich; hast du aber \Venig, so gib das wenige mit treuem Ilerzeu.“ Wir gelangen dann nach anmutiger Wanderung in l j 3 Stunde in die entzückenden Anlagen des Stadtparks mit dem fichtenumrauschten Goldlischteich. Diesen Schmuck verdankt Neu-Ruppin dem früheren Obersten von Wulften, dessen Andenken ein Stein mit Goldschrift ehrt. Hei einem Kreuzwege dieses Parks trägt ein vom Verschönerungsverein errichteter Obelisk auf seinen vier Seiten folgende Mahnung:
Natur und Kunst, dein hehres Bild zu ehren,
Mag Frevel nie dein Blütenreich entweili’n,
Nie eine Hand des Parkes Schmuck zerstören,
Es soll der Mensch des Schönen sich erfreu’n,
Er ladet arm und reich in seine Hallen Und Schonung sei der stille Dank von allen.
Bald schimmert der See durch Bäume und Büsche, und eine kurze Wanderung führt uns durch eine Allee von gespensterhaften merkwürdig verknorrten Hagebuchen auf die Höhe des ehemaligen Weinbergs, wo wir unter einer gewaltigen Eiche auf einem Steinsitz Rast machen, um von dort aus den ganz wunderlieblichen Blick auf das in Obstgärten vergrabene Idyll der kleinen Stadt Alt-Ruppin andächtig zu genießen. Wir werfen endlich einen Blick über uns hinauf zu den Wipfeln des Eichenriesen, da grüßt uns von einer eisernen Tafel in leuchtenden Goldbuchstaben des armen Hölty hier sehr zutreffendes Wort:
0, wunderschön ist Gottes Erde,
Und wert, darauf vergnügt zu sein!“
Diese Stimmung begleitet uns, als wir steil hinabsteigen zur Uferwanderung am See auf Alt-Ruppin zu, und unter dem leisen Glucksen der ans Ufer schlagenden Wellen, begleitet vom vielstimmigen Vogelchor formen sich uns im Geiste folgende Verse, die wir auf einer Ruhebank im Angesicht der weiten blauen Seefläche niederschreiben:
Eines Wanderers Gruß an die Mark.
Wo fänd’ ich Worte, dich zu preisen,
0 Mark, in keuscher Schönheit Zier!
Laß undre Meer und Land durchreisen,
Ich wahre deutsche Treue dir.
</ In deine grünen Wälder tauchen
Laß wieder mich mit frohem Sinn,
Den Duft der stillen Seen hauchen Und fühlen, daß ich selig bin.
