R. Jülicher, Inschriften und Grabinschriften im Rnppiner Lande.
121
verhüllten Grabe, auf dessen Marmorstein wir lesen: Emilie Fontane, geh. Labry, + 13. Dezember 1869. — Es ist des Dichters Mutter, die fern von dem Gatten, von dem sie sich getrennt hatte, hier ruht. — Manch altertümliche Kreuze und Steindenkmale wunderlicher Formen mitSchmetterlingen, umgestürzten Fackeln und andern veralteten Symbolen erheben sich hier aus der teilweis verwilderten Stätte — viele Gräber von Offizieren und ihren Familienangehörigen; aber das Standardwork dieses Ortes ist das mit der lebensprühenden Marmorbüste des (von Fontane ausführlich geschilderten) tatkräftigen Mannes Christian Gentz geschmückte Erbbegräbnis dieser hochverdienten Familie, wo es hoch über den im Efeu begrabenen Marmorplatten in Goldbuchstabeu heißt: Ungunst und Wechsel der Zeiten Zerstörte, was wir geschaffen;
Die wir im Leben gekämpft,
Ruhen im Tode hier aus.
(Ganz nahe bei Fontanes Mutter.)
Verschwunden ist jetzt die merkwürdige Grabschrift, die sich ein früherer Steuerbeamter Pobantz erwählt hatte; nur der Sockel des Kreuzes ist noch da; sie lautete:
Bergauf, bergab bin ich gerannt
Nach sechs Brettern und zehn Ellen Leinwand.
Dagegen ist noch vorhanden das Wort, das er seinem neunjährigen Sohne gewidmet hat:
Lob oder Tadel erreichen ihn nicht mehr.
Mag es die Leser nicht ermüden, noch einige charakteristische Verse von dort zu lesen:
Der vierjährigen Tochter eines Majors:
Zu gut warst du für diese Erde Und früh gereift zu einer bessern Welt;
Es trug ins Land der Ruh dich Gottes Engel,
Wo sich des Schicksals Nacht erhellt.
Unsere einzige Tochter.
Am Grabe von Schinkels Onkel heißt es (nach der Weisheit Salomonis): Der Gerechten Seelen sind in Gottes Hand und keine Qual rühret sie an. Bäckermeister W., gestorben auf seiner Reise in Kalisch. Frau S. hinterließ 2 Töchter; zufrieden lebten wir in der Ehe 9 1 /a Jahre. Sehr schön der Grabvers einer Predigerfrau:
Reißt dir der Tod das Liebste hin,
Sagt Jesus: Weine nicht! Ich bin,
Der’s wiedergibt, gedenke d’ran,
Was ich zu Nain hab’ getan.
9