Heft 
(1907) 15
Seite
123
Einzelbild herunterladen

R. Jalicber, Inschriften und Grabinschriften im Ruppiner Lande. 123

Von einem der 24 er Musketiere, die ihrem 23jährigen Kameraden Albert \V. das Denkmal gestiftet haben, rührt wohl auch die Strophe her:

Mit Mut und Mitleid ausgerüstet,

Tat als Soldat er seine Pflicht,

Und jederzeit auf das Verzicht,

Wonach den bösen Mann gelüstet.

Drum sei denn auch vor Gottes Thron Ihm nun das schönste Los zum Lohn.

Über den Wall mit dem Stumpf der mächtigen Kurfürsteneiche gelangen wir dann zu dem jetzigen Kreis-, früherTempelgarten, den Friedrich d. Gr. als Oberst besaß. Christian Gentz hat ihm hier in den Anlagen des wunderschönen stillen Gartens einen malerisch von Efeu nmrankten Gedächtnisobelisk gesetzt, dessen Tafel folgende Worte lesen läßt: Im Schatten dieser Bäume überdachte Friedrich der Einzige als Kronprinz die Pläne, die er als Kurfürst zur Ausführung brachte 1733. Wir wenden uns dann auf die Friedrich Wilhelmstraße und finden dort, dem Kriegerdenkmal mit den Namen von Hunderten gefallener Offiziere und Krieger gegenüber, das Bronzestandbild des Wiedererbauers der Stadt, Friedrich Wilhelms I., mit der Inschrift: . . . Die dankbare Stadt Neu-Ruppin. Vom Frontispiz des Gymnasiums gegenüber leuchtet in Gold­buchstaben die Widmung: Civibus aevi futuri (Den Bürgern des künftigen Geschlechts.) Von der in dieser selben Straße gelegenen Löwenapotheke herab kündet uns eine Tafel mit Goldschrift an: In diesem Hause wurde Theodor Fontane am 30. Dezember 1819 geboren, und wenig davon entfernt hinter der sehr nüchternen im Innern theatermäßig anmutenden Kirche von 1801 steht das Standbild seines großen Landsmannes des Künstlers in Farbe, Stift, Erz und Stein, das bezeichnenderweise nur den Namen Schinkel trägt. Gehen wir dann in den ganz alten, von der Wut der Feuersbrunst verschonten Teil der Stadt, so treffen wir in der altertümlich engen gassenschmalen Siechenstraße ein wohlerhaltenes Kirchlein aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, das Siechenkirchlein mit interessanten Säulenkapitalen im Chorgewölbe oben auf dem Chor einen Bruder des Holzchristus vom St. Jürgenkirchlein. An der Nord­wand aber belehrt uns neben den alten rostigen Schwertern eine Inschrift über den Stifter des noch heute dauernden Werkes christlicher Milde (St. Laurentiuskapelle ist der heutige Name):Anno 1491 stiftete Klaus Schmidt, Schwertfeger, dies Hospital. Den Beschluß unserer kultur­historischen Wanderung durch die alte Stadt Neu-Ruppin bilde ein kurzer Besuch in der herrlichen, fast vom See bespülten Klosterkirche neben der uralten, mehrfach gespaltenen Wichmann-Linde. Hier wollen wir nur ein merkwürdiges Bild betrachten. In einem Gewölbezwickel auf der Rippe im westlichen Teil der Kirche sehen wir nocli heute in

9 *