Heft 
(1907) 15
Seite
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R. Jfllicher, Inschriften und Grabinschriften im Rnppiner Lande.

unerloscheuen Farben eine laufende Ratte gemalt, die von einer Maus verfolgt wird. Dieser Darstellung soll folgender sagenhafte Vorgang zu Grunde liegen: Zur Zeit der Refonnationseinfiihrung in Ruppin soll einmal ein schon evangelisch gewordener Pfarrer mit einem katholischen Priester der Stadt durch diese Kirche gewandelt sein, diskutierend über die neue Lehre Luthers. In seinem Eifer habe der Römische donnernd ausgerufen:Eher wird eine Maus eine Ratte verfolgen, als daß die neue Lehre sich behaupten wird! Schweigend und mit Lächeln soll aber der Gefährte auf die Decke gewiesen haben, wo das geforderte Wunder sich eben vollzog, das dann eine spätere Zeit im Bilde festhielt.

Wenn ich nicht schon zu geschwätzig wäre, so möchte ich die Leser im Fluge noch über einige Kirchhöfe des schönen Rnppiner Landes führen; aber nur einem wählerischen Schmetterling gleich, der nur die schönsten Blumen seines Besuches würdigt. In Wnthenow, dessen schöner Kirchturm von Neu-Ruppin aus das Seebild würdig abschließt, hören wir ein nur 14 Tage alt gewordenes Knäblein vom Grabe klagen:

Kaum blüht ich auf, da fiel ich ab.

Schon von der Wiege bis ins Grab.

Ein trauernder Witwer aber ruft der Geschiedenen nach:

Du kommst nicht wieder her zu mir In dies betrübte Leben.

Ich aber komm hinauf zu dir,

Da werd ich mit dir schweben In höchster Freude, Wonn und Lust,

Die deine Seele täglich kostt,

Darauf ich mich schon freue.

In dem Dorfe Kränzlin, nach dessen Pfarrhause Schinkel an seinen Schwager die berühmten Briefe aus Italien richtete (und wo die besten seiner Jugend-Malereien noch heute als kostbarer Schatz gehütet werden), lesen wir als Nachruf an zwei binnen einer Woche verstorbene Kinder folgende gläubige Worte:

Wohl euch, ihr lieben Kinder,

Ihr ginget nur geschwinder Als wir ins Himmelreich.

Ihr seid nun ganz vollkommen,

Der Erdennot entnommen Und eurem lieben Heiland gleich.

Einem 65jährigen Verstorbenen aber setzte man dort aufs Kreuz:

Die Hand der Liebe deckt dich zu,

Sanft sei dein Schlaf und süß die Ruh.