Heft 
(1907) 15
Seite
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R. Jülicher, Inschriften und Grabinschriften im Ruppiner Lande.

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In Bechlin, an dessen Kirchengiebel das sagenumsponnene sichel­artige Messer noch heute hängt, liest man auf einem Steinkreuz des Gottesackers (etwas ruhmredig):

Was unser Vater uns gewesen,

Das sagt wohl dieser Leichenstein;

Doch Mit- und Nachwelt sollen lesen,

Daß wir ihm Dank auf ewig weihn.

Auf diesem Kirchhof wie auch in Wustrau ist mir die große Zahl kleiner ärmlicher kaum 2 Finger breiter und dicker ungestrichener Holz- kreuzchen einfachster Art, teilweis gar ohne Namen, aufgefallen. Und da ich gerade Wustrau nannte, möge hier, in der Voraussetzung, daß die den alten Zeiten betreffenden Inschriften und Tafeln allgemein bekannt sind, eine etwas sonderbare, mindestens aber wahrhaftige Inschrift mitgeteilt werden. Auf einer, in der ganzen Gegend (neben der ihres Mannes) einzigen mächtigen Bronzetafel, welche das ganze Grab deckt, ist Frau A. F. zu lesen: (81 Jahre alt geworden.)Früh verwaist, verehelichte sie sich . . . nach 10 jähriger Treue mit K. A. F. Sie starb am . . . und hinterließ von 10 Kindern nur 4 und 12 Enkel. Ihr Leben war Mühen, Sorge und Kummer. Sie ertrug sie in der Kegel mit Geduld und Liebe und schied mit einem sanften Tode. Weil aber bis zu meiner Reinigung des Grabsteins von dichter Flechten­wucherung die Inschrift sehr schwer leserlich war, erlaube ich mir doch, hier zu verzeichnen die Widmungsworte von der Sandsteinplatte auf dem Grabe der zweiten Gemahlin des alten Husarengenerals Zieten: Frau II. A. v. Z., geb. von Platen aus dem Hause Mesendorf. Sie ward geboren 1735, vermählte sich 1764 am 23. August (da war ihr Gemahl 65 Jahr alt) mit dem Kgl. Preuß. General der Kavallerie Ritter p. p. Erbherr auf Wustrau und Brunn, H. J. v. Z. In ihrer glücklichen Ehe ward sie Mutter von 3 Kindern, von denen zwei an ihrem Grabe trauern. Sanft endete sie 1818 am 6. September im 81. Lebensjahre. Fi'omm und edel, verständig und anspruchslos wandelte sie durch ihr tätiges Leben. Heil ihr.

Nur ein anmutiger viertelstündiger Weg trennt uns von dem an Einfluß des Rhins in den Ruppiner See gelegenen kleinen Dörfchen Alt- Friesack, in dessen Torfmoor man vor Jahren jenes merkwürdige Holz­bild (jetzt im Märkischen Museum) aufgefunden hat. Noch tiefer im Waldschatten gelegen ist sein kleiner Gottesacker, wo wir diese 2 Verse mitnehmen:

a) Deine Asche ruht in Frieden,

Aber für uns viel zu früh;

Aus der Liebe Arm geschieden,

Aus dem Herzen aber nie.