R. Jülicher, Inschriften und Grabinschriften im Ruppiner Lande.
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Nach langem Weh fand ich im Tode Ruh,
Frohlockt mit mir, ich eil’ der Heimat zu.
Wenn ich müde werde,
Geh’ ich ein zur Ruh’;
Eine Hand voll Erde Decket mich dann zu,
Hier trifft mich kein Kummer,
Tn der kühlen Gruft,
Ruh’ ich sanft vom Schlummer,
Bis Jehova ruft.
Das Dorf Molchow, eine der Eingangspforten der „Ruppiner Schweiz“, hat im Waldesschatten seinen neuen Friedhof angelegt. Dort fanden wir auf einem Grabstein die Worte:
Süße Mutter, unsre Tränen Sind die Blumen für dein Grab;
Unser Wünschen, unser Sehnen Geht zu deiner Gruft hinab;
0 wie oft batst du mit Tränen Nur zu deiner Kinder Wohl,
Und wir haben oft gesehen,
Muttersegen tut uns wohl.
Zu Liichfeld (einem Dorfe auf der Höhe): Bruder und Schwester 34 und 29 Jahre:
Schlummert sanft im Schatten kühler Palmen,
Engel sangen euch zum Schlummer ein.
Um euer Grab ertönten Siegespalmen:
Die Ewigkeit wird uns verein’n.
Endlich treten wir noch auf den Kirchhof des reichen Luchdorfes Protzen dicht an der Grenze des Kreises Osthavelland. Nahe der Kirchhofspforte winkt uns von dem Marmorkreuz einer Jungfrau der zartinnige Vers:
Vom Himmel kam die zarte Knospe nieder,
Um unschuldsvoll und himmlisch-schön zu glüh’n.
„Komm, Himmelsgärtner, komm und nimm mich wieder,
Hier ist’s zu rauh, ich kann allhier nicht blüh’n.“
An ein ruchloses Verbrechen erinnert ein schon ganz eingesunkener Grabhügel am Fuße des Kirchturms (dessen Türschloß einen sehr kunstvollen Schmiedeeisenbeschlag zeigt). Infolge mutwilliger Brandstiftung, deren Täter leider nie entdeckt wurde, kamen zwei junge Knechte in