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E. Schmidt, Die Eberswalder St. Gertrudskapelle.
Die märkischen Gcrtrudskapellen werden unzweifelhaft alle zu gleicher Zeit, d. h. zu einer Zeit, als der Kultus der heiligen Gertrud besonders gepflegt wurde, entstanden sein, wie diese Annahme ja auch für unsere märkischen Kirchen sich mehrfach als zutreffend erwiesen hat. Wir hätten danach die Zeit der Entstehung der Eberswalder Gertrudskapelle und des dazugehörigen Hospitals St. Gertrud bereits ins 13. Jahrhundert zu setzen, also in eine Zeit, die mit Begründung Eberswaldes als Stadt zusammenfällt. Wenn diese Annahme richtig ist, so gewinnt auch die weitere an Wahrscheinlichkeit, daß die Gertrudskapelle vielleicht vordem als Burgkapelle der Eberswalder Burg auf dem Hausberg, von der wir leider ebenfalls so gut als garnichts wissen, gedient haben könne. Dann freilich würde ihre erste Anlage noch älter sein.
Leider lassen uns, wie gesagt, die Urkunden vollständig im Stich, während die Georgskapelle doch wenigstens schon Mitte des 14. Jahr-
Jahrhunderts erwähnt wird, trotzdem auch sie viel älter ist.
Erst durch das Visitationsprotokoll vom Jahre 1542 erfahren wir zuerst etwas von dem Vorhandensein der Gertrudskapelle. Es werden in diesem Protokoll „alle Lehen, Gut und Einkommen“ der Eberswalder Kirche registriert, und ersehen wir, daß das Einkommen der St. Gertrudskapelle im ganzen betrug 13 Schock (Getreide), 52 Groschen 7 Gulden und 8 Groschen und zwar zählt das Protokoll diese Einnahmen im einzelnen wie folgt auf: 32 gr. von 8 Schock Hans Trewe auf seinem Garten bei dem Upsta ll, fällig an St. Gallustag; 20 gr. von 5 Schock Caspar jerick auf seinen Garten nach dem Upstall, St. Andreastag; 12 gr. von 3 Schock jores Bunger der Schmidt auf „sein anbold vnd an Schmidt gezeu gen“ (also auf Ambos und Schmiedewerkzeuge, welche Eigentum der Kirche bezw. der Stadt waren), zu Nativitatis Christi; 8 gr. von 2 Schock Heinrich Bermbaum (die Familie Beerbaum ist heute noch in Eberswalde ansässig) auf seinen Garten bei der Wolffberck (Wolfsbach) gelegen, Lätare; 20 gr. von 5 Schock Jorg Sasse (Sasse bekannte Eberswalder Familie) auf seinen Garten an dem Anger- mündischen Wege, Martini; 8 gr. von 2 Schock Laurentz Stadtaw auf seinen Garten am Paschkenberg (Paschenberg, südlich vor der Stadt
Die verschwundene Gertrudskapelle (Rekonstruktion).