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11. Schmidt, Die Eberswnlder St. Gertrudskapclle.
statt 10 Groschen Pacht jährlich 16 Pfund Fleisch zu liefern. Auch sonst war für die Hospitanten, falls das zu zahlende Einkaufsgeld nicht ausreichte, in ausreichender Weise gesorgt, indem ihnen neben Testaments- geldern, Vermächtnissen, Erträgnissen (Pensionen) von Ländereien und Wiesen zugewendet wurden die Almosen, welche in einer Büchse durch die Stadt ostiatim eingesammelt wurden, die Erträgnisse der sogen. Kirchenbuden (d. h. der Stände an der Kirche auf den Jahrmärkten), das was in den „Armenstock am Wege“ neben dem Hospital eingelegt wurde, durch Brot „so alle Sonntage durch eine Magd mit einem Korb in der Stadt zusammengebeten wurde“, endlich das Klingelbeutelgeld.
Anno 1600 bestand das Vermögen des Hospitals aus 67 Schock 95 Groschen in bar, und 47 Gulden 4 Groschen 3 Pfennig in rückständigen Zinsen.
Die Hospitalräumlichkeiten sind im 30 jährigen Kriege zerstört worden; ihre Einkünfte wurden später mit denen der Pfarrkirche bezw. der Kämmerei vereinigt und als Grundstock für die noch jetzt bestehende Hospitalkasse benutzt.
Nach dem 30jährigen Kriege war nur noch die kleine Kapelle, in welcher bis vor dem Kriege immer noch ein Sonntagnachmittags-Gottes- dienst gehalten worden war, übrig geblieben, wie wir sie auf dem Merianschen Bilde der Stadt Eberswalde aus dem Jahre 1652, sehen. Sie stand auf dem Kapellen- oder Hospitalberg. Dort in der Nähe, wo sich auf dem ältesten Teile des jetzigen Friedhofes noch der aus großen und starken Feldsteinen gemauerte, ohne Mörtel angesetzte, alte Brunnen befindet, der letzte Überrest des ehemaligen Hospitals. Ihr früher Verfall ist begreiflich, wenn man bedenkt, daß die Kapelle nicht allein der Kriegsfurie, besonders während des 30 jährigen Krieges, ausgesetzt war, sondern durch ihre exponierte Lage auf einem die Stadt überblickenden Berge auch Wind und Wetter mit der Zeit besonders fühlbar wurden.
Die Kapelle war aus Holz, mit ausgemauerten Fächern. Sie besaß auch einen kleinen Turm, welcher auch später zusammenliel. Darauf ließ der damalige Bürgermeister Samuel Mainert die Kapelle auf eigene Kosten baulich in Stand setzen und statt eines Turmes eine Windfahne, mit seinen Namensbuchstaben S. M. und der Jahreszahl 1688, auf dem Dache befestigen. An der Kanzel befand sich ein wertvolles Ölgemälde, Christi Gebet am Ölberge darstellend. Ein darin befindlicher Leichenstein deckte die Asche eines Eberswalder Kaufmanns namens Walter, wie überhaupt noch „einige angesehene Personen“ hier begraben sein sollen.
Nachdem die Kapelle so in Stand gesetzt war, konnte sie auch wieder zu gottesdienstlichen Zwecken benutzt werden. Dauernd geschah dies vom Jahre 1693 ab, nachdem sie auf kurfürstlichen Befehl den