Heft 
(1907) 15
Seite
141
Einzelbild herunterladen

21. (9. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.

141

Das gilt auch von Hunden. Beispielsweise kenne ich einen rasse­echten männlichen schwarzen Königspudel, der wie versessen auf das Ausgeputztwerden ist und mit Bändern, Häubchen und dergl. Ver­schönerungen gern herumstolziert und sich dann bewundern läßt, was er dankbar anerkennt. Auch dies Tier ist zweifellos auf seine wirkliche oder vermeintliche Schönheit stolz.

Das wäre subj ekti ve Wahrnehmung und Empfindung von Schönheit. Es kommt aber auch rein objektive dergleichen Wahrnehmung und Empfindung vor, wie nachfolgender Fall erweist. Ich kannte viele Jahre hindurch einen grünen Ainazonen-Papageien, der hervorragend farben­freudig war und jedesmal seinem Entzücken unzweideutig Luft machte, sobald seine Herrin und deren Tochter sich putzten und schmückten; namentlich für helle Kleider und bunte Hüte schwärmte er. Schlicht- arbige Anzüge ließen ihn dagegen völlig gleichgültig.

Ja das sind eben Haustiere oder (Papageien) domestizierte Tiere, keine wilden Tiere, wird man vielleicht einveuden. Ich kann diesen Ein wand nicht gelten lassen, er beweist nur wie hochgradig das Schön­heitsgefühl bei den Tieren gesteigert werden kann, es muß also doch der Ansatz dazu im Tier stecken.

Ich empfehle dies ungemein interessante psychologische Problem, über das ich mich selbstredend nicht abschließend heut äußern kann, Ihrer besondern Aufmerksamkeit, die Beschäftigung hiermit ist in jeder Beziehung höchst lohnend.

XIII. Dr. Otto Zarachias: Über die systematische Durch­forschung der Binnengewässer und ihre Beziehungen zu den Aufgaben der allgemeinen Wissenschaft vom Leben. Der geist­volle biologische Schriftsteller und verdiente Direktor der weitbekannten Biologischen Station zu Plön erfreut die Brandenburgia wiederum mit einer interessanten Denkschrift (Sonderabdruck aus dem XII. Bande der Plönir Forschungsberichte, 1905), welche sich, dem Spezialforschungs­gebiet des Verfassers einreihend, hauptsächlich mit den niederen Süß­wasserorganismen beschäftigt, die zum Teil auf der schwierigen Grenze zwischen Pflanzen- und Tierreich stehen. Die Zachariasschen Arbeiten sind sowohl für die Naturforscher als auch für die Land- und Wasser­wirte von größtem Interesse, für die letzteren, weil sie Winke geben, wie selbst unbedeutende kleine Wasserflächen noch ertragsfähig aus­zunutzen wären. Eine angenehme Zugabe ist es, daß sich der Verfasser nicht auf sein engstes Heimatgebiet beschränkt, sondern noch viele Länder außerhalb Deutschlands desgl. in Amerika zum Vergleich heranzieht.

Namentlich im nationalökonomischen und im Interesse der Heimat­forschung wünschen wir der Denkschrift weiteste Beachtung und Beherzigung.