21. (9. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
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reicht. Ist nun ein Aal aufgespießt worden, so schlängelt er sich schnell um den Spieß uud windet sich in seinem Schmerz an jenem. Diese Bewegungen sind bemerkbar an der langen Speerstange. Sofort wird der Speer herausgeholt und mit dem Stiefel vom Aal befreit. Nun wird der Aal getötet, indem ihm mit dem Taschenmesser die Kehle durchschnitten wird. Nachdem noch viele solcher Löcher geschlagen sind und noch mancher Aal gespießt worden ist, tritt der Aalstecher, zufrieden mit seinem billigen Gericht, das manchmal 10—15 Pfund schwer ist, den Heimweg an.
XVI. Eine altgermanische Grabstätte in Potsdam. Mit 2 Abbildungen. Unter dieser Überschrift veröffentlicht Herr Baumeister C. Enders in Potsdam in der Illustrierten Zeitung vom 18. Februar 1904, S. 240, einen Bericht, worin es heißt, daß auf der höchst gelegenen Stelle der Berliner Vorstadt unfern der Glienicker Brücke eine altgermanische Grabstätte in Form eines Kahnes auf dem Endersschen Gelände ausgehoben wurde. Herr Dr. Götze vom Völkermuseum assistierte. Inhalt: eine 26 cm hohe schlichte Urne, 24 cm größter Durchmesser. Von einem schüsselartigen Gefäß bedeckt. Südlich davon in schräger Stellung ein kleineres Gefäß ohne Inhalt, 8 cm hoch, 11 cm breit und westlich ein Henkelgefäß 11 cm hoch, 11,5 cm breit. In den Brandresten zwei größere und zwei kleinere Bronzeringe sowie mehre Bronzeplättchen. Im übrigen ist der Bericht unklar und phantastisch. Germanenzeit und Wendenzeit geht bunt durcheinander. Auf dem über dem Grabe befindlichen Lawn-Tennisplatze haben sich Scherben und Knochen gefunden, E. bringt das mit der großen Wendenschlacht von 1136 in Verbindung. In der einen Urne fanden sich anscheinend Wurzelfasern von hineingedrungener Vegetation, ein überaus häufiges Vorkommen in Urnen. E. hält das für „Überreste, von verwitterten Fleischfasern, also Speisereste“. Dergl. animalische Reste würden sich selbstverständlich nicht haben in der Erde mehrere Jahrtausende erhalten können. — Ich füge hinzu, daß in der Gegend sich nicht selten Reste von zerstörten Brandgräbern gefunden haben und daß mutmaslich jene Scherben davon herrühren. Ich selbst habe in früheren Jahren in den Gartengrundstücken zwischen der Neuen Königstraße, der Chaussee am Jungfernsee bis zum Hasengraben nicht selten germanische Scherben gefunden. Zuerst machte mich der als Altertumsforscher geschätzte Pastor einer. Bernhard Ragotzky, der dort in einer Villa wohnte, auf diese Vorkommnisse aufmerksam. Daß auch Wirtschaftsreste der wendischen Bevölkerung in dieser einst ungemein fischreichen Gegend an der Wasserlage Vorkommen,* darf man von vornherein voraussetzen.
Die ärmliche Ausstattung dieser angeblich aus dem ersten Jahrhundert vor Chr., also aus der la Töne-Zeit, stammenden Brandgräber ist für zahlreiche ähnliche Gräberfelder unserer Mark typisch.