21. (0. ordentliche) Versammlung des XIV. Vereinsjahres.
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Gestalten seines mythischen und mystischen Empfindens fortzuschreiten, in Thoma’s Schaffen hat es sich wie in dem Arnold Böcklins erfüllt. Es ist unter den deutschen Künstlern vordem nur ein Ahnen dieser Welt gewesen, das einmal aufzuckt bei Albreclit Dürer und Moritz von Schwind; in Böcklin und Thoma ist es, sagt Kotzde, zum sieghaften Schauen geworden. So konnte Thoma Bilder schaffen wie das Meereserwachen und den Hüter der Täler.
Die Auswahl der Bilder und ihre Darstellung ist in jeder Hinsicht wohl erwogen und vortrefflich ausgefallen.
Unserer Lehrerschaft gereicht diese schöne Veröffentlichung, welcher hoffentlich noch andere folgen, in jeder Beziehung zur Ehre.
XXIV. Herr Kustos Buchholz unter Vorlage von Alt-Berliner Ansichten:
Das ganze überhaupt existierende Material der Alt-Berliner Ansichten ist allen Interessenten nun schon so bekannt und auch weiteren Kreisen namentlich durch die Reproduktionen des Verlegers Spiro zugängig gemacht, daß nach dieser Richtung kaum noch etwas Neues, d. h. bisher Unbekanntes, zum Vorschein kommen kann.
Aber alle diese Bilder, von den Merianschen, Stridbeckschen und Rosenberg’schen bis zu den vielen Blättern aus dem 19. Jahrhundert, zeigen die Ansicht immer nur perspektivisch, von einem Punkte aus, so daß nur der Vordergrund deutlicher liervortritt.
Dagegen ist uns in der hier ausgestellten langen Lithographie aus den 1820er Jahren ein ganzes Straßenbild, ein Panorama der Straße Unter den Linden, erhalten, das die ganze Straße gleichmäßig, Haus für Haus und beide Häuserreihen, nebst dem Straßenverkehr, so zeigt, als wir sie sehen würden, wenn wir die ganze Straße von Anfang bis zu Ende durchwandert und nacheinander jedes Haus und den Verkehr betrachtet hätten.
In den achtzig Jahren, die zwischen der Herstellung dieses Bildes und heute liegen, hat sich natürlich fast alles verändert. Geblieben sind wohl nur noch die Säulenvorbauten vor dein Niederländischen Palais (No. 36) das einst die Rietz, die Gräfin Lichtenau, bewohnte und vor dem Hause No. 21, wo in den ersten Jahren des 19. Jahrhundert sich die Artillerie-Akademie befand; außerdem ist noch mit geringen Veränderungen das Meyer Cohnsche Haus, No. 11 erhalten geblieben. Alles andere ist verschwunden, teils wesentlich umgebaut, teils gänzlich abgebrochen und die Stelle von Grund aus neu bebaut. Diese Umwandlung hat sich zum größten Teil allerdings erst in den letzten vier Jahrzehnten vollzogen, nachdem die politische Weltstellung Deutschlands der Entwickelung der Hauptstadt einen neuen Impuls gegeben hatte.