Heft 
(1907) 15
Seite
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Albrecht, Ein Ausflug ins Land der Abotriten.

Weltlichen, anf der andern die Geistlichen, vom Papst bis zum Küster, den Reigen treten. Zur Erklärung dieser einzig in Berlin sich findenden Besonderheit läßt sich nur eine Hypothese aussprechen. Wir wissen aus einer Urkunde, daß sich in dieser Turmkapelle 1469 ein Altar befand. Die örtlichen Verhältnisse drängen zu der Annahme, daß dieser seine Stelle vor demselben Eckpfeiler hatte, welcher jetzt das Bild des Kru­zifixes trägt. Die Stellung dieses Altars bedingte eine Unterbrechung des Totenreigens, um Raum für ein Altarbild zu gewinnen. Der Maler fand den Ausweg, daß er am Eckpfeiler über dem Altäre Christus am Kreuze derartig malte, daß das durch besondere Linien eingerahmte und hervorgehobene Bild zugleich als Altargemälde dienen und doch als Teil des Totentanzes aufgefaßt werden sollte. Die bloß äußerliche Einfügung des Kruzifixes in den Totentanz genügte hierzu nicht, dieser mußte so gegliedert werden, daß die Einreihung des Kruzifixes und seine bedeutungsvolle Stellung im Totentänze sich auch aus inneren Gründen rechtfertigte. Er schied die geistlichen und weltlichen Stände, jene links, diese rechts vom Kruzifixe derartig anordnend, daß der sterbende Christus zwischen Papst und Kaiser gestellt zur vornehmsten Figur des Totenreigens und zum Mittel- und Hauptstücke des Gesamtbildes wurde. Auch der Gottessohn ist als Teilnehmer am Todesreigen aufgefaßt

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Aber ihn hat nicht der Tod, dessen Figur darum neben ihm fehlen darf, zum Tanze in das Grab aufgefordert, er ist freiwillig für die Menschheit gestorben.

Ein Ausflug ins Land der Abotriten.

Wanderfahrt der Pflegschaft des Märkischen Museums am 22. September 1901.

Mitgeteilt von Dr. Gustav Albrecht.

Hart an der märkischen Grenze, dort im Norden, wo sich zwischen Lychen und Gransee zwei Landstreifen von Brandenburg und Mecklen­burg gleichsam die Hand drücken, liegt das kleine mecklenburgische Städtchen Fürstenberg. Fast rings von Wasser umgeben drei Seen bespülen die Scholle, auf der das Städtchen liegt gewährt es, zumal vom Ufer des Baalensees aus, ein anmutiges Bild, und da die Umgebung