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Albrecbt, Ein Ausflug ins Land der Abotriten.
Urnen, und an einigen Stellen war die Asche einfach im Sande beigesetzt. Konnte man nach den ersten Funden noch zweifeln, ob es sich um eine Hausstätte, worauf die Scherben der dickwandigen Wirtschaftsgefäße hindeuteten, öder um einen Begriibuisplatz handelte, so schloß das Vorhandensein von Leichenbrand jeden Zweifel ans, daß man es mit einer Grabstätte zu tun hatte. An ein Einzelgrab war bei der Ausdehnung der Anlage nicht zu denken, vielmehr an eine Vereinigung von Gräbern, also wohl an die Begräbnisstätte einer Familie, deren Mitglieder nach einander dort beigesetzt waren, worauf auch die verschiedene Art der Gefäßscherben hindeutete. Als Beisetzungsgefäße sind die dünnen, feiner gearbeiteten Urnen, bei denen sich der Leichenbrand fand, anzusehen, die dicken Wirtschaftsgefäße sind lediglich als Beigaben beigesetzt worden. Merkwürdig war der Umstand, daß sich Leichenbrand lose in der Erde, entfernt von Scherben, vorfand, doch ist es sehr wohl möglich, daß dieser Leichenbrand von Dienern oder Sklaven herrührt, deren Asche in einem gemeinschaftlichen Grabe beigesetzt wurde.
Der wichtigste Fund wurde in der zweiten östlichen Hälfte der Grabstätte gemacht, nämlich eine Anzahl von Bronzeschmucksachen, die gut erhalten und schön patiniert waren. Zunächst wurden zwei Armbänder für die Handgelenke, ein dünner Fingerring und ein schmaler Bandring, die mit Überresten anderer Bronzesachen auf einer großen flachen Schale lagen, ausgegraben, dann folgten mehrere runde Knöpfe mit Ösen an der Rückseite, Bruchteile von Nadeln, mit rundem Durchschnitt, Spiralen und kleine Nadeln, ein mit Erde verklebtes Gebilde, einer Fibula nicht unähnlich, wieder mehrere Knöpfe, Bruchteile von Schmucksachen und Schlacken von Bronze. Die Gegenstände sind gut erhalten, aber sehr brüchig, da die Bronze dünn und schlecht ist, und dieser Umstand deutet darauf hin, daß die Zeit der Entstehung dieser Grabstätten in die Übergangsperiode von der Hallstatt- zur La Tene-Zeit zu setzen ist, da in der Bronzezeit Sachen von so schlechter Zusammensetzung der Bronze nicht Vorkommen. Die Bronzegegenstände lagen teils zwischen Scherben, teils im Leichenbrand, der größte Teil derselben fand sich jedoch in der schwarzen Erde im östlichen Abschnitt der ganzen Anlage zerstreut. Die schwärzliche, mit Kohlenstücken gemischte Erde und verschiedene vom Feuer zermürbte Steine lassen erkennen, daß auf dem Begräbnisplatz selbst die Verbrennung stattgefunden hat und der Leichenbrand gleich an Ort und Stelle beigesetzt wurde. Auch scheint sich bei der Grabstätte eine Art Hausaltar befunden zu haben, da im Osten der Anlage eine Anzahl ziemlich großer unbehauener Feldsteine eingefügt waren, während die übrigen, zur Aufschichtung der Stätte verwendeten Steine, nur klein sind. Die zweite, ungefähr 10 Meter nordwärts liegende Grabstätte glich der ersten in ihrer ganzen Anlage, nur fand sich an der Ostecke zwischen den großen