Heft 
(1907) 15
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Führung durch die Marienkirche zu Berlin.

Vortrag, gehalten von Kustos Buchholz.*) Beim Besuch der Marien­kirche durch die Brandenburgia ain 7. April 1906.

Hochverehrte Versammlung!

Bevor wir die einzelnen Merkwürdigkeiten dieser Kirche betrachten, lassen Sie uns in möglichster Kürze auf ihre Vergangenheit eingehen.

Im Zusammenhang mit der Entwickelung und Ausdehnung der ältesten Stadt Berlin während des 13. Jahrhunderts ist auch die Marienkirche entstanden.

Her von den ersten Askanischen Markgrafen herangezogene Strom deutscher Kolonisten hatte nicht allein das wendische Fischerdorf auf der Spreeinsel (Kölln) angefüllt, sondern auch zur Besiedelung des nörd­lichen Spreeufers geführt in dem Maße, daß dieseto dem Berlin ge­nannte Ansiedelung schon um 1230 Stadtrechte erhielt und sich als feste Stadt eingerichtet hatte.

Diese älteste Stadt Berlin nahm ungefähr die Fläche ein, die heute von der Spree, der Klosterstraße und der Königstraße begrenzt wird.

Als aber um die Mitte des 13. Jahrhunderts der Ansiedlerzustrom fortdauerte, wurde eine Erweiterung der Stadt nach Norden hin auf die doppelte Größe vorgenommen.

Der so entstandene neue Stadtteil erhielt als Zentrum denNeuen Markt (im Gegensatz zum Markt der alten Stadt) und für ihn wurde dann auch eine Kirche gebaut, die der Jungfrau Maria gewidmet wurde. Das ist der Ursprung der Marienkirche.

Urkundliches Material über den ersten Ban dieser Kirche hat sich nicht erhalten. Man kennt deshalb auch nicht das Jahr des Baubeginns, aber nach densonstigen ortsgeschichtlichen Verhältnissen darf man es in das 3. Viertel des 13. Jahrhunderts schätzen.

Die älteste noch erhaltene Urkunde, in welcher die Marienkirche erwähnt wird, datiert vom Jahre 1294. 6 Bischöfe sichern darin allen

*) Vergl. S. 154 d. vorg. Heftes.