Heft 
(1907) 15
Seite
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Bachholz, Führung durch die Marienkirche zu Berlin.

denen einen 40 tägigen Ablaß zu, die dem aus der Marienkirche zu einem Kranken getragenen heiligen Sakrament folgen. Solche Ablaß­briefe, auch auf diejenigen bezüglich, die der Kirche Geschenke machen, wiederholen sich dann später mehrfach.

Der ursprüngliche Bau scheint kein sehr dauerhafter gewesen zu sein, denn nach einer Urkunde von 1340 borgte der Rat von Berlin von dem Münzmeister Otto von Bueck 50 Mark Silber (= circa 20 000 M heutigen Geldes) zum Ausbau der Marienkirche.

Der große Brand von Berlin im Jahre 1380 zerstörte auch jene erste Marienkirche, und der Wiederaufbau in den noch heute erhaltenen Mauern wurde bald darauf begonnen. Papst Urban VI beförderte ihn durch einen besonderen Ablaßbrief von 1381, in welchem allen, die zum Wiederaufbau beitragen, ein 100 tägiger Ablaß verheißen wird.

Um den Bau weiter zu fördern und zu Gaben anzuregen, wurde die Bedeutung der Kirche gehoben, indem man sie reichlich mit Reliquien versah. Über die Fülle von Reliquien, die in jener Zeit der Marienkirche überwiesen wurden, gibt ein noch vorhandener Ablaßbrief Aufschluß, durch den Bischof Johann von Lebus am Freitag nach dem Sonntag Judica d. J. 1405allen den wahrhaft ieuigen und zerknirschten Christgläubigen, die eine der Reliquien in der Kirche der heiligen und gebenedeiten Jungfrau Maria in der Stadt Berlin mit Andacht angeschaut, fromme Gebete zum Himmel gesandt und ihre Sünden bereut haben würden, einen vierzigtägigen Ablaß erteilte. Als Reliquien werden hierbei erwähnt: Gebeine Johannes des Täufers, der Märtyrer Georg, Dionys, Christophorus, Moriz, Stephanus; der Apostel Andreas, Bartholomäus, Jakobus, Judas, Simon, Thomas; der Jungfrauen Agathe, Agnes, Katharina, Maria Magdalena und von den heiligen 11 000 Jung­frauen. Ferner ein Stück von dem Kreuze des Erlösers und von der Erde, auf die der Leib Christi fiel; von dem Grabtuche, von der Rippe des kaiserl. Märtyrers S. Heinrich, von dem Hirne der heiligen Bekenner Cyriakus und Eucharius, und von der Milch der heiligen Jungfrau Maria. Schließlich noch Gebeine vom Probst Sixtus und neun verschiedenen heiligen Jungfrauen, sowie von den 10 000 Kämpfern und vom heil. Simon, der das Kreuz des Herrn tragen half. Durch verschiedene Stiftungen füllten sich im Laufe des 15. Jahrhunderts die Seiten des Kirchenschiffs mit Nebenaltären an. Den ältesten stiftete Bischof Diderich von Brandenburg 1383 für die Heiligen Maria, Magdalena und Agnetis. Den nächsten 1417 Jacob von Lützen auf Falkenberg für Johann den Evangelisten, Bartholomäus und die heilige Agathe. 1423 widmete der Bürger Wilke Makopran einen Altar den Heiligen Barbara, Allegundis, Brigitta und Jakob. Dieser Altar wurde bald darauf von der Elendsgilde mit 1 Schock Groschen Jahreseinkünften bedacht, und 1490 schenkte ihm Bürger Johann Bekendorf sein Haus. Bürger Johann Schulte hatte