Heft 
(1907) 15
Seite
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Bachbolz, Führung durch die Marienkirche zu Berlin.

Moritz und von 100 Taler des Kaufmanns Spatzier für 1153 Taler vom Bildhauer Meyer nach Zeichnungen des Baumeisters Andreas Krüger auf­geführt und am 24. Januar 1762 durch Probst Koppen eingeweiht. Sechs korinthische Säulen, von IIolz gedreht, rötlichem Marmor ähnlich staffiert, mit vergoldeten Kapitalen, tragen ein einfaches Gesimse, auf dem der Erlöser, in Wolken triumphierend, das Kreuz im Arm, zur Erde blickt. Zwei Engel beten knieend den Anferstandenen an; aus Rauch­gefäßen lodern Flammen empor. Dieser Aufbau faßt den Altartisch ein und ist gefüllt durch 4 Gemälde von Bernhard Rode (*1715 f 1797): In der Mitte die Abnahme Christi vom Kreuz, zur Linken Christi Leiden am ölberg, zur Rechten Thomas, die Finger in die Wundenmale des Auferstandenen legend; das Kleine über dem Tisch: Die Jünger von Emaus, den Herrn am Brodbrechen erkennend.

Außer dem Totentanz, über den besonders gesprochen werden wird, hat sich aus katholischer Zeit noch der vor dem Altar stehende Taufstein erhalten. Dieser ist ein Kunstwerk, im Jahre 1437 aus Bronze gegossen. Die Wandung ist mit dem hocherhabenen Figuren der Maria, Christi und der 12 Apostel in 14 Feldern geschmückt und darunter steht:ik hette ene dope werliken ik dene den armen also den riken anno domini MCCCCXXXVII (ich heiße eine Taufe wahrlich, ich diene den Armen wie den Reichen 1437). Den mittleren runden gegliederten Fuß unter­stützen im Tragen des Gefäßes 4 nach außen gewendete Drachen. Die beiden jetzt darin befindlichen Taufschüsseln rühren aus der pro­testantischen Zeit her. Sie zeigen außer dem bekannten gotischen Buchstabenring die Gruppe des englischen Grußes; die größere hat außerdem am Rande 2 Reihen Hirsche.

Weiter rührt noch das außen links vom Haupteingang stehende steinerne Kreuz aus dem Mittelalter her. Der Propst Nicolaus von Bernau, der als Anhänger des Ballenstedters bei den für Markgraf Ludwig eintretenden Berlinern im Jahre 1323 in der Marienkirche Propaganda gemacht hatte, wurde nach dem Verlassen der Kirche auf dem Neuen Markt vom Volk erschlagen, wofür die Stadt Berlin in den Bann getan wurde. Dieser schwer auf der Stadt lastende Bann wurde erst im Jahre 1335 durch Vergleich gehoben, nachdem die Stadt dem Bischof 750 Mark Silber zahlen und auf dem Neuen Markt an der Mordstelle einen Altar und ein steinernes Kreuz mit einer ewigen Lampe errichten mußte. Die Mordstelle lag dort, wo später das Grundstück Spandauer Str. 70 abgegrenzt wurde; das Kreuz wurde im Jahre 1726 nach erheblicher Kürzung an die Westseite der Marienkirche gesetzt.

Die Kanzel, ein hervorragendes Werk Schlüters, 1703 auf Kosten der Felirschen Eheleute aus Marmor hergestellt, ist sowohl für sich als Kunstwerk, wie auch nach der Art ihrer Aufstellung beachtenswert. Schlüter nahm nämlich den unteren Teil des Pfeilers ab und ersetzte