Heft 
(1907) 15
Seite
173
Einzelbild herunterladen

Buchholz, Führung durch die Marienkirche zu Berlin.

173

ihn durch 4 Säulen, um zwischen diesen einen die Symmetrie nicht störenden Zugang zu seinem Kunstwerk zu erlangen. Den Schalldeckel bestrahlt eine aus Engel tragenden Wolken hervorbrechende Sonne.

Die Orgel, die 1722 von Wagener auf Frau Anna Stillers Kosten erbaut wurde, hat verschiedene Wandlungen durchgemacht. Bei der letzten Renovation im Jahre 1893 ist sie zwar im wesentlichen erhalten geblieben, aber von ihren ursprünglichen 2231 Pfeifen mußten 467 de­fekte ausgeschaltet werden, dagegen kamen 2146 neue hinzu, sodaß das Werk jetzt 3920 Pfeifen enthält.

Wir hätten jetzt noch die einzelnen Denkmäler zu betrachten, die allerdings zum größten Teil nicht mehr an der ursprünglichen, die Grabstätte bezeichnenden Stelle sich befinden.

Zunächst hier auf dem hohen Chor das bedeutendste, das des Kurfürstlichen Feldmarschalls Otto Christoph von Sparr.

Es schmückt noch heute den niedrigen Eingang zu dem dahinter liegenden Grabgewölbe der Familie Sparr. Das Denkmal hat der Feld­marschall selbst im Jahre 1663 durch Artus Quellinus aus Antwerpen errichten lassen*. Der kniend betende Ritter dürfte den Feldmarschall selbst darstellen; wenigstens ergibt das ein Vergleich mit dem an der südlichen Chorwand hängenden gemalten Portrait. Der unter der Betpult­decke vorlugende Hund ist in das Bild gebracht zur Erinnerung daran, daß Sparr auf seiner Reise in Italien durch das Anbellen seines Hundes auf einschleichende Räuber aufmerksam wurde und zu seiner Rettung noch rechtzeitig die Waffen ergreifen konnte. 4 Gemälde stellen den Feldmarschall und 3 Verwandte dar, auch Wappentafeln der Sparrs hängen dabei, auf einer Gedächtnistafel unter andern die Bemerkung, daß Joachim von Sparr als Johanniter-Ritter in der Schlacht im Golf de Levante siegreich gegen die Türken geblieben am 7. Oktober 1571.

Außerdem befinden sich an den Wänden des hohen Chors noch folgende Epitaphien pp.:

Frau Bürgermeister Tieffenbach geb. Reichardt. f 1669 mit den Portraits des Ehepaares, (vergl. Nordseite.)

Ratsfrau Katli. Elisabeth Weiße geb. Seidel, f 1673.

llofrat Joachim Lietzmann f 1712. Großes Denkmal.

Balthasar v. Schließen und Gattin Anna geb. v. Krummensee.

Jobst. Friedr. v. Götzen, Oberst und Kommandant von Memel, + 1669.

Wappenschild. An der Nordseite des Schiffes, zunächst an der Quer­wand : das große Denkmal für das Erbbegräbnis der Familie v. Röbel. Zwei kniende Figuren, das v. Röbelsche Ehepaar, betend gegen ein Kruzifix

*) Vergl. hierzu den nachfolgenden, 1893 geschriebenen Artikel von unserm Mitglied, Prof. Dr. Georg Galland.