Galland, Der Meister des Sparrschen Grabdenkmals.
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Meine beiden Hypothesen fanden insofern Anerkennung, als nach mir Bormann in seinem inhaltreichen Werke, das übrigens eine sehr schöne Reproduktion des Denkmals enthält, den jüngeren Quellinus, Cornelius Gurlitt aber in seiner sehr lesenswerten Schlüter-Biographie den Artus Sitte, einen „Schüler des Quellyn“, als den mutmaßlichen Urheber des Sparrschen Monumentes anführten. Bezüglich Sittes mußte ich freilich später selber hinzufügen: „Nur schwebt das Alles tatsächlich in der Luft. Denn wir sind leider nicht in der Lage, ein beglaubigtes Werk Sittes zum Vergleich heranzuziehen. Selbst unter den oben berichteten Umständen erscheint es uns bedenklich, eine ausgezeichnete bildnerische Leistung einer doch völlig obskuren Künstlerpersönlichkeit zuzuschreiben.“ Den jüngeren Quellinus aber mußte ich fallen lassen, als ich vor einigen Jahren in Belgien Gelegenheit hatte, seine beglaubigten Werke zu studieren, und als ich ferner aus einer Notiz des Erziehungs- Journals Otto von Schwerin’s d. Alt., eines Manuskripts des Berliner Geh. Staatsarchivs, entnahm, daß das Monument bereits im Jahre 1663, also noch bei Lebzeiten des Stifters, vollendet und im Chor der Kirche aufgestellt war. Und daß der Erzieher der Prinzen Karl Aemil und Friedrich von dem Denkmal und der Besichtigung desselben in Begleitung des Feldmarschalls von Spare in so nachdrücklicher Weise sprach, darf als Beweis dafür gelten, daß das niederländische Skulpturwerk im damaligen Berlin in der Tat ein gewisses Aufsehen erregt haben mußte.
Nur in einem, allerdings dem wichtigsten Punkte blieb ich mir bei der Beurteilung der vorliegenden Schöpfung indes jederzeit treu. Ich zweifelte niemals einen Augenblick lang, daß wir es hier mit einer tüchtigen und charakteristischen Arbeit der Schule des Quellinus zu tun haben. Und dann fiel mir die Ähnlichkeit der Umrahmung unseres Wanddenkmals mit den von Quellinus d. A. geschaffenen Portalen im Hauptsaale des Amsterdamer Rathauses besonders auf. Diese Umrahmung besteht aus zwei korinthischen Säulen, die, auf einem Postamente stehend, ein Gebälk tragen, über dessen Mitte eine Minerva und eine andere weibliche Figur das Wappen des Feldmarschalls zwischen sich halten, während seitwärts zwei Paare gefesselter Männer ein bekanntes, hier zuerst in Berlin auftretendes Motiv bilden. Die Hauptdarstellung, ein Hochrelief in kräftigsten Formen, zeigt uns, wie schon erwähnt, den Feldmarschall in lebhafter Bewegung knieend vor einem Altar, hinter dessen Decke ein kleiner Hund spähend hervorblickt. Zur Linken trägt ein Edelknabe den Helm des brandenburgischen Truppenführers. In Holland selbst wird man vergeblich nach einem ähnlich konzipirten Grabmal jener Zeit suchen. Dort vermied damals der Bildhauer, z. B. an den Admiralsgrabstätten, den Hinweis auf die kirchliche Frömmigkeit der verherrlichten Persönlichkeiten. Dagegen besitzt in Belgien die kleine Dorfkirche zu Grimberghem (bei Dendermonde) in dem reizvollen Grab-