Wilke, Unser Herjott sitt in’n ßeerboom.
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Des Volkes Gerichte, sind seine Geschichte,
Sein Hassen und Lieben wird darin umschrieben!
Das altgermanische Jul- oder Weihnachtsfest, es wurde bekanntlich durch Opferung des dem Sonnengotte geheiligten Tiers, des Ebers Beiers oder auch Borch geheißen, eingeleitet. Ein alljährlich stattfindendes Ebermahl der Universität Oxford hält in England diesen weihnachtlichen Urväterbrauch wach, obgleich das Blut des Opfertiers dort keine Verwendung mehr findet, ebenso auch die engzubehörige Backebeere In meiner Heimat ist man dem alten Brauch getreuer in seiner ursprünglichen Form geblieben. Das große Schweineschlachten findet wie ehedem kurz vor dem Weihnachtsfeste statt, um den gewünschten Festbraten zu haben. Das Schweineblut wird sorgsam aufgefangen, nicht um darüber unbrüchliche Eide und Gelöbnisse zu leisten und dann zur Bekräftigung dessen zu genießen, nein nur die materielle Seite dessen hat sich erhalten und die liegt in dem bekannten „Schwartsur“, oder Schwarzsauer, einem uralten Mischgericht aus Blut, Backebeeren und Fleisch. Wo Schweineschwarzsauer zur Weihnachtszeit genossen wird, da ist untrüglich angestammte deutsche Heimaterde, trotz aller slawenfreundlichen Geschichtsforscher, die das Gegenteil davon möchten. Was der Mensch besonders verehrt, das verinnerlicht er gern, indem er es verzehrt, und so kann es Vorkommen, daß auch Menschenkinder sich vor lauter Liebe aufessen wollen.
Der Eber, aber auch das weibliche Borstentier waren dem Sonnengotte heilig, man verehrte sie deswegen und diese Wertschätzung war nachhaltig bei den Germanen bis auf den Tag reichend. Die Birne der Mutter Erde geweiht, hat sich bei ihren Kindern nicht in derselben umfassenden Wertstellung erhalten können, aber zur Weihnachtszeit im Schwarzsauer da wird sie ein echter Märker nicht gern missen.
Um den Kindern das Zahnen zu erleichtern, benutzte man zum Durchbeißen der Zähne in unserer Gegend die Backebeere, wie auch zur Nachsommerzeit der adstringierende Saft der grünen Knödel als ein vielgepriesenes Schutzmittel gegen Ruhr und Darmkranklieiten galt. Ein kerniges Geschlecht mußte es werden, das erstmalig seine Zähne an getrockneten Holzbirnen versuchte. In wieweit der Birnbaum als Beschützer und Schattenspender eines sagenhaften „Borns“ gelten kann, aus welchem alle neugeborenen Germanenkinder stammen sollten, würde hier zu weit führeu.
Dafür möchte ich zum Schluß einen weiteren Hinweis auf unsern Beerboom in der Edda, dem Skirnirsför anreihen. Dieser Sage nach entsendet der junge Sommergott Fro oder Fru den Frühlingswind als seinen Freiwerber zur Jungfrau Erde, welche sich in strenger Hut ihres Geschlechts, der Winterriesen, befindet. Zwar wird ihre Sippe von dem