Zum Kahnsdorfer Hochzeitsgedicht.
Von Wilhelm Seelmann.
In Brandenburgs, Jahrg. 13, S. 75, ist unter der Überschrift: „De Ilookst, vormalige Mundart (um 1750) in Kahnsdorf, Kreis Luckau, Laus.“ ein plattdeutsches Hochzeitsgedicht abgedruckt worden. Bei dem Mangel älterer Sprachproben ans der niederdeutschen Lausitz verdient der Nachweis einer solchen Beachtung und der Entdecker besonderen Dank. Leider hat Herr Scharnweber, dem man den Fund verdankt, mitzuteilen versäumt, woher er den Text genommen hat und worauf sich seine Angabe stützt, daß derselbe die um die Mitte des 18. Jahrhunderts in Kahnsdorf gesprochene Mundart biete. Eine Untersuchung der Sprachformen bestätigt zwar, daß die Mehrzahl der Niederlausitz angehört, ergibt aber daneben, daß wenigstens einige nicht zu der alten Mundart Kahnsdorfs stimmen.
Es findet sich neben up (auf) in Strophe 4, Vers 3, die Form of, 10, 2. 7; neben hock (hoch) 1, 1 und öfter auch hoch, 2, 7; neben tu (zu) 7, 3. 6; 10, 3, auch ßu, 4, 3; das unverschobene niederdeutsche t in Tied (Zeit) 1, 1; rut (heraus) 10, 2, neben dem hochdeutschen z, ß in gezappt, 6, 7; muss, 9, 6; 10, 3; leßt, 4, 6; der Artikel dat neben dem Bindewort daß, 2, 4; 3, 5. 7; 10, 5. Nach einer Auskunft, welche ich Herrn Lehrer G. Schulze in Kahnsdorf verdanke, entsprechen der nur noch von älteren Leuten gesprochenen alten Mundart des Ortes die Formen of, Tied, Ilochtied, dat. Es ergibt sich hieraus die Folgerung, daß die Formen up, ßu, daß nicht nach Kahnsdorf gehören, also entweder gemengte Mundart vorliegt, oder das Gedicht überhaupt nicht von einem plattdeutsch sprechenden Kahnsdorfer aufgezeichnet ist.
Daß der Text keinesfalls um 1750, sondern erst nach 1810 niedergeschrieben sein kann, wird'durch die Tatsache erwiesen, daß in ihm die mundartliche Umsetzung eines plattdeutschen, 1810 zum erstenmal gedruckten Gedichtes, nämlich der „Bauernhochzeit“ von Wilhelm
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