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Seelmann, Zum Kabnsdorfer Hochzeitsgedicht.
Bornemann, vorliegt. Als Beweis sei je eine Strophe des originalen und des Kahnsdorfer Textes nebeneinander abgedruckt:
Bornemann, Strophe 2.
Juchhay Hochtiet!
Ilochtiet is hütl
Heil wie die Trumpeten schall'n Un de Pulverbüssen knall'n,
Alle Klocken trekt de Köster, Ingesegnet hat de Prester Hans un Greten bie de Tru,
Hans und Gret sin Mann und Fru. Juchhay etc.
Kahnsdorf, Strophe 1.
Juchhei Ilocktied Un Hocktied is hietl Hert wie de Trompeten schaU'n Un de Kugelbicksn knall'n I Alle Klockn treckt dea Kista, Injesejnt hat dea Priesta!
Hans un Jreet sin beede tru,
Hans und Jreet sin Mann und Fru! Juchhe etc.
Hingewiesen sei ferner auf einige im Kahnsdorfer Texte begegnende Entstellungen der ursprünglichen Lesart.
Bornemanns Verse (Strophe 3):
Ut de Müler pieperlings
Löpt dat Woater rechts un links
sind in Kahnsdorf zu dem sinnlosen Wortlaute (Strophe 3):
Un den Milla Pieperlingk Leeft dat Water rechts und link
geworden.
Bornemanns Worte (Strophe 4):
Klflmpe mehr as Füsten dick,
Up den Mann en twintich Stück,
sind entstellt zu (Strophe 5):
l/ 1 i /yt<t V/tß • ' Klumpen Fleesch wie Fuate dick, ß lA/ T&y* ' Up ’n Mann en dichtjet Stick,
Bornemanns (Strophe 7):
Dät de groote Botterfloaden Nich to Dank är is geroaden
ist entstellt zu (Strophe 2):
Daß de dickn Buttafloadn Nich jedanke sin jeroadn.
Diese und ähnliche Entstellungen des ursprünglichen Wortlautes, noch mehr aber die in Unordnung geratene Reihenfolge der Strophen, von denen die erste und elfte fehlen, die übrigen in der Reihenfolge 2, 7, 3, 6, 4, 5, 8, 9, 10, 12 stehen müßten, sprechen dafür, daß die erste Niederschrift der Kahnsdorfer Fassung nicht den gedruckten Text Bornemanns als Vorlage gehabt hat, sondern aus dem Gedächtnis gemacht ist. Sie ist somit ein neuer Beleg für die ehemalige Volkstümlichkeit der plattdeutschen Gedichte Bornemanns, von denen bereits mehrere in mundartlicher Umsetzung sich im Volksmunde in der Mark,