Issue 
(1907) 15
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Ileinze, Friedeberg Km. im Wechsel der Zeiten.

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in Westfalen etc. wiedergefunden haben, zum Teil sogar als Kinderlieder, vergl. Niederdeutsches Jahrbuch, Bd. 26, S. 113 und Korrespondenzblatt des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung, Bd. 21, S. 71. Ins­besondere ist auch nach den mir von Professor John Meier in Basel gegebenen Nachweisen dieBauernhochzeit schon mehrmals aus dem Volksmunde aufgezeichnet worden, aus Preußen bei Frischbier, Preußens Volkslieder in plattdeutscher Mundart, S. 42, Nr. 27; aus Pommern in Veckenstedts Zeitschrift für Volkskuude, Bd. 3, S. 110 und bei Drosihn, Deutsche Iviudervercine, S. 155. Keine dieser Fassungen läßt eine nähere Verwandtschaft mit der Ivahnsdorfer erkennen. Da­gegen lindet sich die Melodie, welche dem Kahnsdorfer Texte (G-dur) beigefügt ist, in B-dur schon in einem Drucke ohne Ort und Jahr aus dem Anfänge des 19. Jahrhunderts:Die Bauernhochzeit von Bornemann mit Begleitung des Piano-Forte (Berlin, Kgl. Bibliothek, Musik P 1442, Bd. 4, S. 497) und bei Erk, Neue Sammlung deutscher Volkslieder, Heft 3, S. 42, hier in F-dur und mit der Bemerkung:Melodie vielfach mündlich, aus dem Brandenburgischen.

Friedeberg Nm. im Wechsel der Zeiten.*)

Von II. Heinze.

Friedeberg Nm. ist aus einem Jagdschlösse hervorgegangen, das ein wendischer Edler, dem Pommernvolke angehörend, zwischen 2 Seen erbaut und mit Wällen, Verhauen und Palisaden umgeben hatte. Er nannte es Strzelcze, was soviel wie Jägersburg, Jagdschloß bedeutet (poln. strzelec, russ. strieletz Bogenschütze). Dieser Name übertrug sich auf das wendische Doif, welches bald neben dem Schlosse entstand. Es war von leibeigenen Fischern, denen die zahlreichen Seen der Umgebung ihre Nahrung ge­währten, und von Ackersleuten bewohnt, die den vom Walde befreiten Boden mit dem Hakenpfluge aus Holz bestellten und Bienenzucht trieben. Die Erinnerung an das uralte Wendentum hat sich noch in der Sage erhalten. Danach sollen der wendische Lichtgott Swantewit bei Stein­höfel und Czernebog, der schwarze Gott, auf dem Lindenwerder bei Gurkow in heiligen Hainen verehrt worden sein. Die bei Steinhöfel in großer Menge vorkommenden Findlinge deutet die Sage sogar als die letzten Reste eines Götzentempels.

*) Die Zitate stammen, soweit nicht andere Angaben gemacht sind, aus Treu, Geschichte der Stadt Friedeberg. 1865.

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