Heft 
(1907) 15
Seite
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Ileinze, Friedeberg Nm. im Wechsel der Zeiten.

Später wurde das Gebiet, in dem das Dorf Strzelcze lag, zu einem Zankapfel zwischen den Pommern und den von Süden siegreich vor­dringenden Polen. Die letzteren unterjochten Land und Volk und zwangen den Bewohnern ihre Sprache und Sitte auf. In dieser Zeit (1124) wurde ihnen wahrscheinlich auch durch den Bischof Otto von Bamberg das Evangelium gebracht. Die polnische Herrschaft dauerte bis gegen 1260. Um diese Zeit heiratete Konrad, der Sohn Markgraf Johanns T. von Brandenburg, welcher sich mit seinem Bruder Otto III. in die Herrschaft teilte, Konstanze, eine polnische Prinzessin, und erhielt das Landjenseit Driesen (Terra ultra Drdzen) und damit Strzelcze als Mitgift. Johann I. besetzte das Gebiet alsbald mit Einwanderern aus dem Westen Deutschlands, wobei er die Treue seiner Kriegsmannen mit Grund und Rechten reich belohnte, und erhob das ehemalige Slavendorf Strzelcze zur deutschen Stadt und Burg, die von den neuen Bewohnern Yredeberg (soviel wie umfriedeter Berg) genannt wurde und ihren Namen auf die umliegende Terra Vredeberghe übertrug. Vermutlich gedachten sie dabei der alten Heimat in den südwestlichen Besitzungen der anhaltinischen Markgrafen, wo es noch heute in der Nähe von Mansfeld ein Dorf Friedeburg (früher Yredeberg) gibt. Für diese Annahme spricht auch die Tatsache, daß viele Dörfer in der Umgegend Friedebergs mit ihren Namen auf Städte, Dörfer und Schlösser der heutigen Provinz Sachsen hinweisen. Urkundlich genannt wird es zuerst 1286.

1272 wurde Friedeberg von dem Polenherzoge Przemyslaw, dem Bruder der Konstanze, eingeäschert, worauf es Konrad, der nach dem Tode des Vaters mit seinem Bruder Otto IV. mit dem Pfeile die Regierung gemeinsam führte, von neuem, aber ohne Burg aufbaute und stark be­festigte. Die Stadt erhielt damals im wesentlichen die Gestalt, die sie heute aufweist.

Ueber doppelten Wällen und Gräben erhob sich beinahe in Kreisform eine 1732,5 m lange und 8 m hohe Mauer mit 38 Weichtürmen, die in der Hauptsache aus Feldsteinen bestand und einen Flächenraum von 95Va Morgen oder 24,38,ha einschloß. Dazu wurde sie von dem runden spitzen Fangturme und zwei Toren, dem Birkholzer und dem Mühlentore, überragt, von denen die letzteren kleine selbständige Burgen bildeten, indem sich von jedem Haupttore starke Mauern bis zu einem äußeren, weniger bedeutenden Torbaue hinzogen.*) In der Mitte standen Kirche und Rathaus auf einem großen, ungeteilten Platze; an sie lehnten sich die Verkaufshallen der Zünfte, die Scharren. Die Kirche war im spät-

*) Der Fangturm, das Mühlentor (ohne den äußeren Torhau) und die Mauer sind noch heute vorhanden; letztere hat im Laufe der Zeit bedeutend an Höhe eingebüßt. An Stelle der Wälle und Gräben ziehen sich jetzt Gärten und eine Promenade rund um die Stadt.